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in der Person eines Nagoldgaugrafen Anselm in’s Jahr 966, eines Grafen Hugo in der Glehuntare in’s Jahr 1007 und eines zweiten Nagoldgaugrafen Anselm bis in’s Jahr 1027 und 1048 – freilich mit Unterbrechung – zurückverfolgen (vergl. OA. Herrenberg 87). Der Name Anselm erscheint gegen Ende des 11. Jahrhunderts bestimmt von einem Tübinger getragen und der Name Hugo ist in der Familie überhaupt häufig. Begütert waren die Tübinger Grafen im 11. Jahrhundert namentlich auch im Blauthale, wo sie das Kloster Blaubeuren stifteten; altcalwische Besitzungen, wie Böblingen, Sindelfingen und Glemsgauorte, scheinen ursprünglich in der Eigenschaft von Lehen, welche sie von Herzog Welf VI. († 1191), Gemahl der Calwer Gräfin Uta, trugen, an sie übergegangen zu sein. Ziemlich zusammenhängend wird die genealogische Reihe des Hauses seit dem letzten Viertel des 11. Jahrhunderts, sicher belegbar seit der Mitte des 12ten. Im Jahr 1087 bürgert sich der Name Heinrich ein, 1152 kommt ein Friedrich vor und 1173 tritt auf Rudolf, der nachherige Stifter vom Kloster Bebenhausen († 1219), dessen Name später öfter wiederkehrt, 1214 Wilhelm; die Namen der beiden letztern, vielleicht noch frühere, rühren von mütterlichen Großvätern her, wie dies auch mit den am Ende des 13. Jahrhunderts und im 14ten geführten Taufnamen Otto, Eberhard, Gottfried, Ego und Heinrich der Fall ist.

Das Wappen der Familie war eine rothe Kirchenfahne mit drei Lappen und drei Ringen in goldenem Felde. Ihre Nebenzweige, die verschiedenen Unterlinien der Grafen von Montfort, unterschieden sich durch verschiedene Farben dieser Fahne.

Die schwäbische Pfalzgrafenwürde, zuvor von den Grafen von Dillingen bekleidet, gelangt in den 1140er Jahren an dieses Haus; ein Graf Hugo († um 1152) tritt urkundlich erstmals 1146 in derselben auf. Sie vererbte sich meist nach dem Seniorat. Der Letzte, welcher sich Pfalzgraf nannte, war Konrad von der Herrenberger Linie († um 1391); späterhin hießen alle diese Herren nur Grafen. Ursprünglich hatte diese Würde die Bedeutung eines Richters statt des Kaisers für alle Gebiete des schwäbischen Rechtes; im Laufe der Zeit verlor sie diese Bedeutung; bei unsern Pfalzgrafen wenigstens findet sich kaum eine Spur, daß ihre Stellung von der der anderen Grafen verschieden gewesen sei.

Oftmals leisteten diese mächtigen[1] Herren den hohenstaufischen


  1. Palatini Tuingorum vasallis exquisitis et ministerialibus potentibus (Aufführung solcher bei Schmid 490–499) abundantes Suevos alios praecesserunt, schreibt in der Mitte des 13. Jahrhunderts Albertus Bohemus.
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_186.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)