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Ende Oktober, die Zahlungsfrist wird meist auf Ende Juli des folgenden Jahres gestellt.

Der mit

Samen und Gartengewächsen,

sowie mit sonstigen landwirthschaftlichen Erzeugnissen in der Gemeinde Gönningen betriebene Handel ist gleichfalls bedeutend. Es befassen sich in dieser 2700 Einwohner zählenden Gemeinde etwa 1200 Personen jeden Alters und Geschlechts mit Handel. Derselbe erstreckt sich auf alle Arten von Gartensamen und Gartengewächsen, Blumen- und andere Zwiebel, grünes und gedörrtes Obst, Honig, Wachs, Käse, Schweinsborsten, Obstbäume, Gras- und Waldsamen, endlich, wie bereits oben erwähnt ist, auch auf Hopfen.

Die Sämereien werden von den Händlern zum geringsten Theile selbst gebaut, vielmehr von Landwirthen und Samenhandlungen erkauft. Die Filder, das Oberland, die Umgegend von Balingen, Stuttgart, Eßlingen, Ulm, Nürnberg, Erfurt, Harlem sind die Bezugsorte für einen großen Theil des Bedarfs; Blumenzwiebel werden außer von Harlem auch von Berlin bezogen, Obstbäume aus der Gegend von Nürnberg, Käse aus dem Allgäu und der Schweiz, Schweinsborsten aus Rußland.

Der Absatz findet statt in Württemberg, in den sämtlichen deutschen Staaten, der Schweiz, geht aber auch nach Österreich, Rußland, Polen, Schweden, Norwegen, Dänemark, Italien, Siebenbürgen, der Moldau und neuerdings nach Amerika. Im Jahre 1867 bereisten 14 Händler aus Gönningen zum Zweck ihres Handelbetriebs Amerika. Obstbäume werden hauptsächlich nach Rußland abgesetzt. Dieselben sind von geringerer Größe als diejenigen, welche bei uns zum Baumsatz verwendet zu werden pflegen.

Mit dem 15. Jahre schon werden die Kinder zum Handel angeleitet und betreiben ihn theils allein, theils in Begleitung Erwachsener. Viele setzen den Handel bis ins höchste Alter fort. Man kann annehmen, daß von den mit dem Handel sich befassenden Personen 3/4 dem männlichen, 1/4 dem weiblichen Geschlecht angehören.

Eine große Zahl der Händler geht dreimal jährlich von Hause fort zum Zweck ihres Handelbetriebs; an Jakobi zum Blumenzwiebelhandel, der bis Anfangs September dauert, Mitte Oktober zum Samenhandel bis Weihnachten. Anfangs Januar gehen sie wieder von Hause ab und kehren dann in der Regel Ende März heim. Diejenigen, welche in entfernten Ländern Handel treiben, kommen meist erst nach längeren Zeitabschnitten in die Heimath zurück, verbinden

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_164.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)