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Einwohner des Bezirks ein jährliches Holzerzeugniß von 0,25 Klaftern und 15 Wellen oder 0,4 Massenklaftern (40 Cub.′)[1].

Da das Laubholz im Bezirk für jetzt noch bedeutend überwiegt und die Nadelwaldungen ihrer Haubarkeit meist noch ferne stehen, so ist der größere Theil des Holzerzeugnisses, immerhin 88 Prozent desselben, Brennholz, welches übrigens gut bezahlt wird. Das meiste Brennholz wird im Bezirk selbst, theils für den häuslichen Bedarf verwendet, theils von Gewerbetreibenden, Bäckern, Bierbrauern, Zieglern u. s. w. verbraucht, ein nicht unbedeutender Theil aber zu gleichen Zwecken auch in die stark bevölkerten Nachbarbezirke Herrenberg, Rottenburg, Reutlingen, Stuttgart abgesetzt. Das Erzeugniß an Bau- und Werkholz, ungefähr 12 Prozent der Gesamtproduktion[2], besteht vornehmlich in Eichen, Buchen, Birken, Eschen und Nadelholz und findet seine Verwendung gleichfalls theils innerhalb, theils außerhalb des Bezirks. Von den stärkeren Eichen ging in den letzten 20 Jahren ein nicht unerheblicher Theil als Schiffbauholz an den Rhein und nach Holland, eine Ausfuhr, welche übrigens in Folge der raschen Abnahme dieser alten, meist abgängigen Hölzer ihr Ende bald erreichen wird, ein anderer wird zu Eisenbahnschwellen verwendet. Auch das Erzeugniß an Buchen-, Birken-, Eschen- Nutzholz für Wagner, Schreiner, Rechenmacher u. s. w. übersteigt den Bedarf des Bezirks und wird daher großen Theils außerhalb desselben abgesetzt; stärkere Stämme dieser Holzarten, sowie von Erlen und Aspen, finden Verwendung in den Maschinen-, Möbel-, Spielwaaren-, Taback-, Holzpapierfabriken zu Stuttgart, Hohenheim, Eßlingen, Göppingen. Gerbrinde wird, obwohl eigentliche Schälwaldungen im Bezirke nicht bestehen, in größerer Menge in den Mittelwaldungen südwärts vom Neckar, in verhältnißmäßig geringerer im Schönbuch gewonnen und meist in Reutlingen, doch auch in Tübingen und Rottenburg zu ziemlich günstigen Preisen abgesetzt. Verhältnißmäßig nicht bedeutend ist bis jetzt das Erzeugniß an Nadelholzbauholz im Bezirk, etwas bedeutender dasjenige an Hopfenstangen,


  1. Hiezu kommt noch der nicht ganz unerhebliche Zuschuß an Brennmaterial, welchen der Obstbau, bei einigen Gemeinden auch der Weinbau, die Holzpflanzungen an Ufern, Waldrändern u. s. w. liefern. Ein kleiner Torfstich im Ammerthal auf Tübinger Markung, der einzige im Bezirk, welcher nur kurze Zeit einen Ertrag abgeworfen, ist seit mehreren Jahren wegen geringer Qualität des gewonnenen Torfs aufgegeben.
  2. Der Anfall an Bau- und Werkholz in den Staatswaldungen betrug in den letzten drei Jahren im Revier Bebenhausen 19 Proz., im Revier Einsiedel 13 Proz. In den Gemeinde- etc. Waldungen ist er im allgemeinen geringer.
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_148.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)