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Nicht selten ist der graue Reiher (Ardea cinerea Lath.), von welchem aus dem Ende des vorigen Jahrhunderts Rösler meldet: „Die Steinlach wird täglich von Reihern besucht, welche wahrscheinlich ziemlich weit herkommen und hier Fische holen, weil der Fluß an manchen Orten sehr breit und flach fließt.“ Wie verschieden ist dieses Bild von dem der Gegenwart! – Den schönen Purpurreiher (Ardea purpurea L.) hat Landbeck im Winter 1829–30 am Neckar bei Tübingen gesehen; ebenso einige Jahre früher den ebenfalls südlichen Nachtreiher (Ardea nycticorax L.) – Die Rohrdommel (Ardea stellaris L) wird schon von Rösler (1788) aus dem Thal der Steinlach erwähnt; Landbeck sah sie noch 1830 bei Eck, unweit Cresbach in einem sumpfigen Walde brüten. – Die kleine Rohrdommel (Ardea minuta L.) wurde hier bei Tübingen als große Seltenheit geschossen. – Ein in den feuchten Wiesen des Ammerthales durch seine unschöne Stimme wohl bekannter Vogel ist der Wiesenschnarrer (Crex pratensis Bechst.).

Von der Möve (Larus), der Wasserschwalbe (Sterna) sind auf ihren Wanderungen schon manche Arten bei Tübingen angetroffen worden. – Den Singschwan (Cygnus musicus L.) hat man bei Kilchberg im Winter 1788—89 und 1829 in mehreren Stücken geschossen. – Fast jeden Winter kommt auch jetzt noch zu uns der Mergus merganser L. Eine Zeitlang (zu Schübler’s Zeit 1820) „zogen blos die Weibchen dieses Schwimmvogels über die Gegend von Tübingen.“ – Auf der Blaulach ist nebst dem Rohrhuhn (Gallinula chloropus L.) der kleine Steißfuß (Podiceps minor L.) häufig. – Im November 1848 wurde Eudytes septentrionalis L. bei Tübingen erlegt. Daß dieser und andere hochnordische Vögel zuweilen sich auch hier zufällig sehen lassen, darf nicht Wunder nehmen, wenn man bedenkt, daß alle diese Säger, Taucher u. s. w. im Winter tief nach Südeuropa und darüber hinaus sich verfliegen.




Und was nun schließlich die Säugethiere betrifft, so sind deren Arten und Individuenzahl, abgesehen von den in der Pflege und im Dienste des Menschen stehenden, selbstverständlich auch bei uns eine sehr geringe geworden. Gar manche, welche dem Menschen in irgend einer Weise im Wege standen, sind im Kampfe um’s Dasein geradezu erloschen, andere wie in allen Kulturländern zur Seltenheit geworden. Am meisten halten sich, aus leicht begreiflichen Gründen, die Glieder

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 080. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_080.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)