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– Der Kukuk (Cuculus canorus L.) ist einzeln, doch in allen Waldungen gewöhnlich. – Die schöne, uns nur auf kurze Zeit besuchende Goldamsel (Oriolus galbula L.) hat Schreiber dieses zu wiederholten Malen in hiesigen Wäldern gesehen, wo der männliche Vogel auf dem gründunkeln Hintergrund des Laubes mit seinem äußerst reinen, leuchtenden Gelb eine fesselnde Erscheinung ist. Daß er auch bei Tübingen brütet, beweisen Eier der hiesigen Sammlung. – Auch die Blauracke wurde nach L. bei Tübingen schon erlegt. – Der gewöhnlichste Rabe bei uns ist das ganze Jahr hindurch die Rabenkrähe (Corvus corone L.); den Kolkraben (C. corax L.) habe ich hier noch nie gesehen; eine Dohlencolonie beherbergt die hiesige Stiftskirche. – Die den Gebirgen Südeuropas bis zu den süddeutschen Alpen angehörige Alpenkrähe (Pyrrhocorax alpinus Cuv.) wurde von Günther im März 1851 in zwei Stücken bei Tübingen angetroffen.

Der immer nur vereinzelt vorkommende Schwarzspecht (Picus martius L.), welcher weder auf der Alb noch im Schönbuch vorkommt, brütet nach Landbeck in hiesiger Gegend bei Eck, Cresbach, Weilheim, bis wohin er sich vom Schwarzwald her erstreckt. – Der den süddeutschen Gebirgen angehörige Mauerläufer (Tichodroma muraria L.) wurde schon im Schloßhof von Tübingen geschossen. – Der Wiedehopf (Upupa epops L.) wird in der frühern Zeit als sehr häufig bezeichnet, er verminderte sich aber nach und nach, wahrscheinlich zum Theil durch Einführung der Stallfütterung und Umbruch der Viehtriften; doch kann man noch alle Jahre einzelner im April im Neckar- und Steinlachthal ansichtig werden. – Schon seit längerer Zeit ist der Seidenschwanz (Bombycilla garrula Briss.) nicht mehr in Schaaren zu uns gekommen, sondern nur vereinzelt, z. B. im Januar 1864. Im Anfang der zwanziger Jahre hatte ein Paar im hiesigen botanischen Garten auf einer Weihmuthskiefer ein Nest gebaut und Eier gelegt. – Muscicapa luctuosa Temm. beobachtete Günther (April 1852) hier an den Ufern des Neckars. (Ob M. parva L., ein in Franken äußerst seltener Vogel, schon jemals in der Tübinger Gegend gesehen wurde, ist mir unbekannt.) – Der Kirschkernbeißer (Coccothranstes vulgaris L.) ist in Kirschgärten nicht selten und in harten Wintern schon mehrmals, besonders aus der Dußlinger Gegend, lebend eingebracht worden. — Die Feldlerche (Alauda arvensis L.) im Neckarthal, Steinlach- und Ammerthal, doch nur da gern, wo sich größere Flächen ausweiten. – Anthus aquaticus Bechst. und A. pratensis Bechst. ist jedes Jahr gesellig vom Oktober bis Ende Winters an der Steinlach bei Tübingen anzutreffen.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 078. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_078.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)