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Ungeschwänzte Batrachier: Hyla arborea L. nicht selten; Rana esculenta L. wegen Mangels größerer stehender Gewässer keineswegs häufig; häufiger ist Rana temporaria L. und zwar die Form platyrhinus, den eigentlichen oxyrhinus (nach der Unterscheidung Steenstrup’s) kenne ich noch nicht; alle Exemplare von Fröschen hiesiger Gegend, welche man allenfalls für oxyrhinus ansprechen möchte, sind nach näherer Untersuchung nur jüngere Exemplare des platyrhinus. – Der gemeinste Batrachier, welcher alle Gräben und Lachen, auch wenn sie nur sehr vorübergehend und trübe sind, bevölkert, ist Bombinator igneus Merr. Bei diesem ist die Zahl der Weibchen größer als die der Männchen. Sollte nicht dieß in Verbindung damit, daß das Thier mehrere Bruten hat, die erste schon Anfang Mai, der Grund seiner ungemeinen Menge sein? Auch scheint er vom Storch, wohl wegen seines scharfen Hautsecretes, in Ruhe gelassen zu werden. Früher war er nach Schübler in hiesiger Gegend „seltener“. – Den Pelobates fuscus Laur. auszuspähen, ist bisher hier nicht gelungen. — Von eigentlichen Kröten ist Bufo variabilis Gm. äußerst selten geworden; mir ist innerhalb zehn Jahren und zwar in einer Straße der Stadt ein einziges zerquetschtes Exemplar zu Gesicht gekommen. – Hingegen läßt sich Bufo calamita L. an mehren Punkten auffinden, und die Larven kann man bis tief in den Oktober hinein noch im Freien beobachten. Ob ebenfalls zweite Brut? – Bufo cinereus Schneid. ist noch in ziemlicher Menge vorhanden; die Zahl der Männchen ist – wenigstens hier – um vieles größer als die der Weibchen.

Die nächste Umgebung der Stadt hat keine Giftnatter, sondern die unschädliche Tropidonotus natrix L., welche hie und da noch in sehr stattlichen Exemplaren gefangen wird; sowie die zwar bissige, aber ebenfalls ungiftige Coronella laevis Merr. Ich möchte in historischer Beziehung nicht unerwähnt lassen, daß Schübler diese Schlange, welche von Manchem mit der Kreuzotter verwechselt wurde, für die Abhänge der hiesigen Berge bereits im Jahre 1822 nachweist und über ihre Farbenvarietäten Nachricht gab. Gegen die Alb[1] hin tritt die Giftnatter Pelias berus L.) auf; und wenn man mündlichen Mittheilungen trauen darf, würde Dußlingen die Gegend bezeichnen, von wo an genannte Art beginnt. In den zwanziger Jahren war


  1. Auf der Alb selber ist bekanntlich die Giftnatter nicht allzuselten, meist in der schwarzen Form (P. prester), doch auch Thiere mit sehr heller (lichtgrauer Farbe) kommen vor.
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 075. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_075.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)