Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

insbesondere des Hrn. Dr. med. Steudel in Kochendorf, auch dieser Zweig der vaterländischen Entomologie zu weiterer Ausbildung gelangen wird.

Der einzige Repräsentant der Bryozoen in der Tübinger Gegend ist der Federbuschpolyp (Plumatella repens Gm.) Es gab einen kleinen Tümpel, seit einigen Jahren verschwunden, in welchem er alle am Boden liegenden Holzstücke, Steine, Scherben u. dergl. überzogen hatte. In einem Jahr zeigte er sich auch im Bassin des botanischen Gartens, wo er in Menge an der Unterseite der Blätter der Seerose angesiedelt war.

Die Muscheln und Schnecken, diese stillen, ruhigen Bewohner des Landes und Süßwassers gehören zu den Thieren, welche auch in hiesiger Gegend schon seit Langem manchen Sammler angezogen haben. Bekannt ist die unter dem Präsidium von Schübler erschienene Dissertation von Klees, sowie die sorgfältigen, nach Form und Inhalt gleich ausgezeichneten Arbeiten von Georg v. Martens und Eduard v. Martens. Doch vermag Schreiber dieses doch noch Einiges aus hiesiger Gegend aufzuführen, was den beiden eben Genannten sich entzogen hat.

Von kleinen Muscheln leben bei uns Cyclas cornea L. und C. calyculata Drap., letztere besonders zahlreich in den Tümpeln bei Jesingen; dann von Pisidium die Art P. obliquum, Lam. und P. fontinale (im älteren Sinn), diese an Quellen und Feldbrunnen. An größeren Muscheln ist die Gegend nicht reich; es kommen blos Unio batavus Pfr. in den Zuflüssen des Neckars und Anodonta cellensis Pfr. in der Blaulach und den Altwassern bei Rommelsbach vor.

Aus der Gruppe der Kiemenschnecken haben wir Valvata piscinalis Müll. und V. cristata; Bythinia tentaculata L., ist eine der häufigsten Wasserschnecken; es fehlt aber Paludina vivipara. Zur Zeit als Klees (1818) die Schneckenarten der Tübinger Gegend sammelte, war das vielleicht anders, denn derselbe läßt diese umfangreichste Süßwasserschnecke Europa’s in den Sümpfen am Wege von Jesingen nach Entringen wohnen. Oder hat am Ende der Genannte sich einfach eines Gedächtnißfehlers schuldig gemacht?

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 067. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_067.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)