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Insecten, bis jetzt nur in den Albthälern der Blau und der Erms gesehen.“ Ich möchte auch in Erinnerung bringen, daß unser Ascalaphus schon am Anfang des Jahrhunderts (1802) durch „Herrn Canonicus Meyer um Rottweil“ gesammelt wurde, wie man bei Roth v. Schreckenstein lesen kann. Außer bei Tübingen, habe ich das Thier und zwar nicht selten auf verschieden Puncten der Alb, z. B. bei Urach, bei Pfullingen auf der Wanne beobachtet. Dies Insect geht noch nördlicher; ich habe es vor Jahren im Vorbachthal bei Rottenburg a. d. T. gefangen. – Nicht selten ist auch der zarte Osmylus maculatus Fabr. (chrysops L.), z. B. am Fuß der Nordseite des Österberges.

Unter den Hemipteren habe ich bisher vergeblich in hiesiger Gegend die Fulgora europaea L. (europäischer Laternträger) gesucht, obschon er vorzüglich in Süddeutschland vorkommen soll. In Werfers Topographie von Gmünd führt Pfarrer Kunkel das Thier aus der dortigen Gegend auf; auch besitzt die hiesige Sammlung zwei Exemplare, angeblich aus „Württemberg.“ Roth v. Schreckenstein sagt: „wir können die Art noch nicht in Schwaben.“ – Von kleineren Cicaden, welche in zahlreichen Arten vertreten sind, verdient herausgehoben zu werden: Cercopis sanguinolenta L., welche in manchen Jahren sehr häufig auf Wiesen an Grasstengeln, auch auf Eichen und im Gebüsch sich findet. – Die mittelgroße Ledra aurita L. habe ich bisher erst zweimal und zwar nur in der noch flügellosen Larvenform von Eichen geklopft. – Centrotus cornutus L. gemein. – Unter den großen oder Singcicaden findet sich hier Tettigonia montana Scop. (concinna, auctor). Schon früher einmal hatte ich im Wald des Spitzbergs den Gesang einer Cicade gehört, verwandt demjenigen der Tettigonia plebeja Scop. (haematodes auct.), welche ich in Würzburg, wo sie den Weingärtnern unter dem Namen „Lauer“ bekannt ist, häufig zu beobachten Gelegenheit hatte; doch war der Schall in Stärke und Qualität etwas verschieden davon. Es gelang mir aber nicht in dem Sonnenschein des heißen Junitages der Sängerin habhaft zu werden. Da wurde mir aus dem Schönbuch bei Bebenhausen von einem damaligen Zuhörer (Hrn. Karrer) die Tettingonia montana Scop. eingeliefert: später fing ich sie selbst auf dem Waldhäuserberg. In historischer Beziehung mag nicht unerwähnt bleiben, daß diese Singcicade, zur Zeit als sie sonst noch nicht aus Deutschland bekannt war, zuerst bei Tuttlingen durch Fueslin, dann bei Immendingen durch „Herrn Garrand, ehemaligen Hofmeister bei den jungen Herren Baronen v. Schreckenstein“ gefunden

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 058. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_058.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)