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Bezüglich unsers Decapoden, des Flußkrebses, war wohl der verdiente Schübler im Irrthum, wenn er meinte, in den Bächen der Tübinger Gegend fände sich außer dem Astacus nobilis Schrank auch Astacus torrentium Schrank. Ich vermag den Astacus torrentium hier nicht aufzuspüren; die Exemplare desselben in der Universitäts-Sammlung stammen aus einem See des bayrischen Hochlandes. Was man hier Steinkrebs nennt, eine alte Bezeichnung und schon bei Rösler vielfach gebraucht, ist die grau-bläuliche Form, welche Koch als Astacus saxatilis unterschieden hat.




Die Klasse der Tausendfüßer (Myriapoda) gehört ebenfalls unter die noch zu lösenden Aufgaben der vaterländischen Zoologen. Es finden sich außer den schon sehr zeitig im März auf Wegen kriechenden Julus terrestris L. und J. sabulosus L., den man nicht selten auch von Gebüschen klopft, noch mehre andere zu bestimmende Species. – Ebenso sieht man außer dem Polydesmus complanatus Leach noch weitere Arten, wovon eine dem P. macilentus Koch nahe steht. – Der kleine so eigenhaarige Polyxeus lagurus Deg., den ich vom bayrischen Hochlande her kenne, wo er in Menge unter Baumrinden lebt, ist mir hier noch nicht begegnet. Ob zufällig? Schübler wenigstens erwähnte schon (1820) eine Scolopendra lagura, aber sein Beisatz „gewöhnliche Assel“ macht fraglich, ob er damit den Polyxenus gemeint habe. Von Glomeris[1] ist die Species G. pustulata Fabr. nur sehr vereinzelt z. B. im Thal des Goldersbachs; häufig findet sich Glomeris marmorata Latr. – Von Scolopendern getraue ich mir einstweilen blos zu nennen: den weitverbreiteten, in schönen Schlangenwindungen sich bewegenden Geophilus electricus L., und Lithobius forficatus L.; Arten, welche zu anatomischen Arbeiten dienten; aber es sind auch davon noch weitere Species vorhanden. – Da durch mehrere Bücher die Angabe läuft, die merkwürdige


  1. Es will mir scheinen, als ob gewisse Arten von Glomeris in ihrer Verbreitung sich etwas an die Bodenbeschaffenheit halten. Während z. B. bei Tübingen auf Keuper und Lias Gl. pustulata, wie oben gesagt, nur spärlich sich zeigt, habe ich auf dem Muschelkalk bei Rothenburg a. d. T. viele Plätze kennen gelernt, wo dieselbe Art in allergrößter Menge unter jedem Stein lebt. Unter den Basaltblöcken des Rhöngebirges habe ich reichlich und in ganz besonders großen Exemplaren Gl. marginata Leach. gesammelt; bei Meran, soweit Porphyr sich erstreckt, Glomeris rufoguttata Koch in überaus großer Menge.
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 052. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_052.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)