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spricht ein tüchtiger Gewährsmann, G. v. Martens, der ebenfalls die fusca neben viridis, grisea und pallens nennt. Leider ist bezüglich des Wohnorts nur allgemein gesagt „Sämmtlich in ruhigem süßem Wasser an Wasserpflanzen.“


Die große Abtheilung der Würmer auf die einheimischen Arten zu erforschen, wird noch viele Zeit in Anspruch nehmen. Einstweilen Folgendes.

Aus der Gruppe der Strudelwürmer (Turbellaria) sind die Rhabdocoelen, wovon eine ganze Anzahl von kleineren Arten sich hier bei Tübingen findet, noch nicht bestimmt worden; wohl aber die dendrocoelen Formen, deren Repräsentanten sind: Polycelis nigra Müll., Planaria lactea Müll., und Planaria gonocephala Müll. Die erste (P. nigra) ist sehr häufig, mehr in ruhigen, stehenden Gewässern; weniger häufig, am ehesten zwischen Schilfblättern, findet sich die zweite Art (P. lactea). In einem Sommer, bei sehr niedrigem Wasserstand, fand sie sich in Menge unter Steinen der Steinlach, wobei an den jüngeren Thieren die durchschimmernden Darmverästelungen durchweg von schön violetter Färbung waren.[1] Es läßt sich Pl. lactea in Gläsern mit Wasserpflanzen den ganzen Herbst und Winter über lebendig erhalten; die Thiere wachsen alsdann zu einer Größe heran, wie man sie im Freien kaum sieht. Die dritte Art P. gonocephala trifft man in fast allen Bächen der Umgebung sehr zahlreich an.[2] Unter den drei genannten Arten bewegt sich Pl. lactea, wenn sie aufgeschreckt ist, am schnellsten.

Von den parasitischen Saugwürmern (Trematoda) hat Schreiber dieses bisher nur gelegentlich Notiz genommen. Es mag erwähnt sein, daß ich an den Fischen des Neckars des Diplozoon paradoxum Nordm. noch nicht ansichtig geworden bin; während das wunderliche Geschöpf an den Kiemen des Brachsen (Abramis brama) im Main gar nicht selten ist. – Ferner ist mir noch kein einziges Exemplar von Aspidogaster conchicola Baer vor die Augen gekommen, obschon ich Jahr aus Jahr ein Muscheln öffne. Auch dieser interessante Parasit ist in den Anodonten des Mains häufig. – Hingegen leidet die Muschelgattung Cyclas in hiesiger Gegend, namentlich


  1. Planaria lactea ist im Taubergrund ebenfalls häufig und zeigt sich dort meist mit röthlichem Anflug.
  2. Planaria gonocephala findet sich in ähnlicher Menge in Bächen des fränkischen Jura, z. B. bei Streitberg.
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 045. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_045.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)