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Arthropoden, sowie der Würmer und Protozoen, bieten noch ein weites Feld der Forschung dar, und Verfasser dieses glaubt schon in vorliegender Skizze auf manche für unsere Fauna neue Thierform hinweisen zu können. Übrigens darf nicht unbemerkt bleiben, daß insbesondere die vaterländische Entomologie mehr ausgebildet sein könnte, wenn die Zahl der Insectenkundigen so groß geblieben wäre, als sie Ende des vorigen und Anfang des jetzigen Jahrhunderts im südwestlichen Deutschland gewesen ist. Wie viele Sammler, den verschiedensten Ständen angehörig, lernt man bei Roth v. Schreckenstein kennen und wie wenig sind es gegenwärtig!

Jedem, der irgend einen Fleck Erde seit längeren Jahren mit Rücksicht auf die Fauna entweder selbst ins Auge gefaßt hat oder die hierauf bezüglichen Angaben früherer Beobachter vergleicht, muß die große Veränderung, mit andern Worten, das Verschwinden vieler Formen der freien Thierwelt sich bemerkbar machen. Namentlich in der neueren Zeit geht dieses Vernichtungswerk einen sehr raschen Gang; und es sind nicht blos die Säuger, Vögel, Reptilien, Amphibien und Fische, deren Arten und Individuenzahl, wie schon dem aufmerksamen Laien nicht entgeht, sich fortwährend vermindern; sondern durch die menschliche Übervölkerung und die dadurch bedingte, immer weiter ausgreifende Kultur des Bodens, durch die namentlich seit den vierziger Jahren durchgeführte Ausfüllung aller Wassergräben, die Correction der Flußufer, durch die Behandlung des Waldes als „Forst“ sind gar manche Insecten, so z. B. gewisse Buprestiden, Lucaniden, Cerambyciden, deren Larven von abgestorbenem Holz sich ernähren, ferner Weichthiere, sowie zarte Wasserorganismen in vielen Gegenden bereits erloschen.

Gerade dieser Gesichtspunkt sollte aber, wie ich meine, bei Anfertigung faunistischer Verzeichnisse nicht unbeachtet gelassen werden. Welche Thiere waren zu einer bestimmten Zeit da? welche sind verschwunden, und durch welche Umstände? welche sind unterdessen etwa eingewandert?

Was insbesondere die hiesige Gegend betrifft, so läßt sich bei aufmerksamem Durchgehen von G. F. Rösler’s Naturgeschichte des Herzogthums Württemberg aus dem Ende des vorigen Jahrhunderts bemerken, daß nicht wenige der „öden Plätze“, der „großen Allmandplätze oder mageren Weiden“, Waldungen und Gewässer unterdessen eingegangen sind. Wie günstig für eine Menge an und im Wasser lebender Thiere scheint z. B. das Thal der Steinlach gewesen zu

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 042. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_042.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)