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ausgefolgt werden. Größere Einquartierungen erfolgten jedoch erst mit 1635. Im Winter 1635–1636 lag Oberst Ossa, 1636 bis 1637 General Gallas in der Stadt. Am 30. März 1638 kam eine Schaar Schweden unter Oberst Taupadell, welche am 14. April abzogen, worauf am 21. April Kaiserliche kamen und bis Anfangs October blieben, aber 6000 Kranke und Verwundete zurückließen. In dieser Zeit starben viele Stadtbewohner den Hungertod, und von 1634 bis 1638 raffte die Pest nicht weniger als 8810 Menschen hinweg. Der Kriegs-Schaden, den Stadt und Amt in dieser Zeit erlitten, betrug weit mehr als 2 Millionen. Erst am 11. October 1638 kehrte auch der Herzog zurück; das Schloß war aber so sehr verwüstet und ausgeplündert, daß er seine Wohnung im Landschafts-Gebäude nehmen mußte. Die Jesuiten jedoch behaupteten sich bis 9. Januar 1649. – Am 29. Juni 1640 hatte wieder ein Wolkenbruch mehrere Häuser eingerissen, dem am 2. Juli 1651 abermals eine gefährliche Überschwemmung folgte. – Im J. 1688, als eben die Kreistruppen gegen die Türken kämpften, drangen französische Schaaren ins Land; am 20. December (neuen Kalenders) erschienen Graf Vienne und Brigadier Peysonel unter dem Hauptstätter Thore und drangen, gegen das Versprechen Königs Ludwig XIV., die Stadt zu schonen, herein. Die Bürger traten zwar den 2500 Franzosen wacker entgegen; am 30. aber kam General Monclar, ließ einen Theil der Stadt-Mauer niederreißen, verlangte 15.000 fl. Brandschatzung und nahm bei seinem Abzuge am 2. Januar 1689 die Bürgermeister Fischer und Gütler als Geiseln mit sich. Am 26. Juli 1693, während Theuerung und Seuchen herrschten, kamen die Franzosen wieder; sie wurden zwar von Freischaaren eines in der Nähe gestandenen deutschen Heeres anfänglich vertrieben, behaupteten sich aber doch bis 29. August. Im spanischen Erbfolgekrieg besetzten sie unter Villars am 8. Juni 1707 abermals die Stadt, blieben jedoch nur 8 Tage. – Am 21. Juli 1716, Morgens zwischen 1 und 2 Uhr, brach auf dem Hafen-Markt (Carls-Straße) Feuer aus, das so schnell um sich griff, daß binnen 5 Stunden 44 Gebäude hier und in der Becher-Straße verbrannten oder zu Grunde gingen und 8 weitere niedergerissen werden mußten. Ein zweiter großer Brand brach in der Nacht vom 2. und 3. August 1761 in der oberen Hirsch-Straße aus und legte in 6 Stunden 41 Gebäude in Asche, worunter die Hospital-Capelle bei der Stadt-Schreiberei und die neuerbaute Buchdruckerei und Schriftgießerei des Hof- und Canzlei-Buchdruckers Cotta[1].


  1. Vergl. Betrübtes Denkmal bei der in Stuttgart etc. entstandenen Feuersbrunst. o. J.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 448. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0448.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)