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zu welcher im Stifte Gottesdienst sei. Mit dem Klosterbau ging es jedoch nicht rasch, obwohl 1476 die Zahl der Mönche 17 war; auch das Terminiren brachte nicht viel ein, weil sie von den Prediger-Mönchen zu Eßlingen und Gmünd in ihren Bezirken nicht zugelassen wurden. Erhielten sie auch hin und wieder einen Zins oder ein Gütchen zum Geschenke, so blieben sie doch arm. Sie schmückten die neue Kirche mit dem Bilde des h. Dominicus, ihres Ordens-Stifters, und einer Tafel, worauf einerseits der Apostel Paulus mit der Inschrift; „per illum itur ad Christum“, andererseits Dominicus mit der Inschrift: „sed magis per illum“ abgebildet waren. In der Kirche hatten die Brüderschaften der Bäcker, der Schneider und Tuchscheerer, der Schreiner, Zimmerleute und Binder und der Weber ihre Messen. Auch hatte in derselben Dr. Nicol. Bäls 1502 eine Begräbniß-Capelle mit Altar erbaut, indeß im Kreuzgange mehrere Erbbegräbnisse mit ewigen Lichtern sich befanden. Die Mönche machten sich den Gebildeten dadurch zu Feinden, daß sie sich den Widersachern des berühmten Reuchlin anschlossen, obgleich dieser ihnen wichtige Dienste geleistet und als Mitglied ihrer Brüderschaft bei ihnen sein Begräbniß erwählt hatte. Dabei führten sie ein ärgerliches Leben und waren in stetem Hader mit den Stiftsherren, von welchen sie mit neidischen Augen angesehen wurden. Diese selbst aber lebten, weil reicher, noch ausschweifender, indem sie, die Besorgung des Gottesdienstes den Vicarien und Caplanen überlassend, Jagden und Banketten nachzogen. – Außerdem hatte Stuttgart zwei Beguinen-Häuser der dritten Regel des h. Franciscus. Das ältere, zwischen dem oberen und kleinen Thore, 1447 erstmals genannt, mit 12 Schwestern und einer Mutter, widmete sich hauptsächlich der Kranken-Pflege außerhalb des Hauses. Das andere, bei den hohen Krähen gelegen, entstand 1507. – An Capellen waren noch vorhanden: die S. 117 erwähnte Schloß-Capelle mit zwei Pfründen, wovon die zu S. Barbara erwähnt wird; die am 3. August 1761 abgebrannte Capelle zum h. Geist in dem alten Hospital (S. 130), welche schon 1350 erbaut worden sein soll, mit einer von Graf Eberhard dem Milden 1409 neu dotirten Caplanei, deren Verleihung 1466 dem Vogt und Gericht überlassen wurde; die Heiligkreuz-Capelle des Siechen-Hauses, 1452 von Graf Ulrich dem Vielgeliebten neu erbaut, deren Pfründe schon 1397 bestand; eine Capelle in den Kriegsbergen, deren Pfleger noch zur Zeit der Reformation erwähnt werden; ferner die Marien-Capelle im Adelberger Hof, deren Pfründe 1492 dotirt wurde; endlich die Capelle im Bebenhäuser Hof. – Die alte Kirche zu Berg scheint Johannis dem

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Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 441. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0441.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)