Seite:OAStuttgartStadt0439.png

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Stiftes zum h. Kreuz von Beutelsbach nach Stuttgart[1] waren nur einige Capellen vorhanden, welche im Filial-Verbande mit dem abgegangenen Altenburg bei Canstatt standen, das dem im Bisthum Constanz gelegenen Land-Capitel Canstatt oder Schmiden einverleibt war. Graf Eberhard der Erlauchte schenkte nun dem Stift die Kirche zu Altenburg mit ihren Filial-Kirchen zu Stuttgart, Berg und Wangen und allen Nutzungen und Rechten, unter der Bedingung, daß sie, wie die Kirche zu Beutelsbach, mit beständigen Vicarien versehen werden, wodurch sich das alte Filial-Verhältniß umkehrte. Das Stift, welches seit 1260 unter einem Propst, 6 Chorherrn und 6 Vicarien hatte, erhielt 12 Chorherren und 12 Vicarien und neue Statuten, wodurch die Wahl des Propstes und der Würdenträger dem Stifts-Capitel überlassen und nur bei Stimmen-Gleichheit demjenigen Herrn von Württemberg, dem Stuttgart gehöre, ein Votum eingeräumt wurde. Die Stifts-Angehörigen erhielten eine eigene Gerichtsbarkeit und sollten stets Präsenz halten. Sie übernahmen am 12. December 1323 die Kirche oder Capelle, welche von nun an Stifts-Kirche wurde. Diese hatte einige Neben-Capellen, wovon 1419 eine ohne nähere Bezeichnung erwähnt wird; die Propst- oder Hochzeit-Capelle, hinter der Brautthüre (S. 180), baute Dr. Lud. Vergenhans. Auch waren in derselben einige Begräbniß-Capellen mit Altären; namentlich die der Edelleute v. Sachsenheim und die Nothhaftsche Heiligkreuz-Capelle, 1425 von Wernher Nothaft, Ritter, im Münster errichtet und mit einem Hofe zu Weihingen dotirt. Die Kirche hatte mindestens 15 Altäre und an 20 Caplane und Helfer; namentlich zu S. Leonhard; S. Johann Baptistä; S. Lorenz, von Elisabeth, Wittwe des bei Weil erschlagenen Grafen Ulrich, geb. Pfalzgräfin bei Rhein, 1394 gestiftet und mit dem Dorfe Klein-Sielmingen, der Kelter des v. Dagersheim etc. hier dotirt; S. Urban; S. Maria; zu den h. drei Königen, letztere gestiftet 1403 von Antonia, Gemahlin des Grafen Eberhard des Milden, geb. Vicontin v. Mailand, welche dazu ihr neues, am Armbruster gelegenes Haus gab; zu den 11.000 Jungfrauen, 1419 von Henriette, Wittwe des Grafen Eberhard VI., geb. Gräfin von Mömpelgard, „in die neue Capelle so dem Stift angehängt ist“ gestiftet und dotirt; ferner zu Allen Heiligen; die alte und die neue Frühmesse; Pfaff Eblins Pfründe; die Altäre in den Propst- und der Nothaftschen Capellen, und der Brüderschaften S. Sebastian und Salve Regina. – Außerdem hielten mehrere


  1. Besold, docum. concern. ecclesiam collegiatam Stuetgardiensem etc. 1636. 4.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 439. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0439.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)