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auch auf dem Hospitalkirchen-Thurm durch Vermittlung eines Vereins Statt. – Für den katholischen Kirchengesang hat sich durch Stadt-Pfarrer Dannecker und Dr. Fröhlich 1851 ein Verein gebildet, der durch 34 regelmäßig thätige Mitglieder classische Kirchenmusik in der Kirche aufführt und seine Einnahmen aus einer jährlich etwa 300 fl. gewährenden Sammlung bei der katholischen Gemeinde bezieht. – Viel verheißend ist der aus dem Vereine für alte Kirchenmusik hervorgegangene Verein für classische Kirchenmusik mittelst Belebung ächten Kunstsinnes durch Einübung, Aufführung und Verbreitung religiöser Musik, vorzugsweise älterer Muster. Gegründet 1847 von A. Schmitt und dem trefflichen Orgelspieler Dr. J. Faißt, der noch seine Seele ist, und die jüngeren Lehrer der Stadt im Tonsatz und Orgelspiel unterrichtet, zählt er (1853) 226 Mitglieder mit 2 fl. 42 kr. Jahres-Beitrag, wovon 211 Stuttgarter. Er wird in technischer Hinsicht von einem Musik-Director (Faißt) geleitet, und hat einen Singchor von 80 Personen und zu Heranbildung tüchtiger Sänger und Sängerinnen eine Vor-Schule von 70 Schülern, um welche sich Professor Gantter verdient machte. Bis 1852–53 fanden sowohl liturgische Fest-Andachten, als hauptsächlich 32 öffentliche Aufführungen Statt, bestehend theils in kleineren Gesängen der bedeutendsten Kirchen-Componisten des 16.–19. Jahrhunderts, theils in Oratorien und andern größeren Werken. 1

Sonstige musikalische Gesellschaften sind: der Stuttgarter Liederkranz, 1824 von 50 Männern mit dem Zwecke gestiftet: den Volksgesang und mit ihm die Bildung und Veredlung des Volkslebens zu pflegen. Dies ist ihm auch, namentlich durch Verbreitung guter vierstimmiger Lieder, vielfach gelungen, und er hat überall Nachahmung gefunden. Seine Mitgliederzahl hat sich von 175 im Jahre 1851 auf 520, worunter 104 singende, Ende 1853 gehoben. Der Jahresbeitrag ist 2 fl. 12 kr., das bisher angesammelte Vermögen 7000 fl.[1]. Die Liedertafel ist eingegangen. – Ferner bestehen: die Janitscharia seit 1840, für Musik und Gesang in freundschaftlichem Kreise, mit 240 Mitgliedern und 2 fl. 24 kr. Jahresbeitrag; die Einigkeit seit 1842, zu Aufführung classischer Tonstücke, mit 60 Mitgliedern und 6 fl. Jahresbeitrag. Die ersteren Gesellschaften geben nicht selten öffentliche


  1. Zu Errichtung einer vor dem Büchsenthore zu erbauenden Gesangs-Halle mit Gartenanlage bestimmt und entstanden aus 2000 fl. von dem Überschusse des durch den Liederkranz mitgestifteten Schiller-Denkmales (S. 199), 300 fl. Geschenk der Königin, 100 fl. Legat des Secret. Stadelbauer, 200 fl. von C. Elbens Erben, und Ersparnissen.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 428. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0428.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)