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zum Erstenmale zur Aufführung. Ein großer Künstler gehört dieser Periode an: der Academie-Zögling Johann David Haller aus Schorndorf (gest. 21. Nov. 1797, 36 Jahre alt), von dem unentschieden blieb, ob er im Tragischen oder im Komischen größer gewesen. – In dieselbe fallen auch die dramatischen Vorstellungen der Gesellschaft E. Schikaneders, des Verfassers der Zauberflöte, welchem 1778 das Ballhaus eingeräumt war.

Unter Carl Eugens Regierungs-Nachfolgern werden 1795 der zuvor erwähnte Dietter als Musik-Director, die ausgezeichnete Sopranistin Kauffmann, eine Tochter Schubarts, und die Schauspielerin Aschenbrenner d. ä. auszeichnend genannt. Ein glänzender Stern an dem Theater war noch (bis 1802) Zumsteeg, der im Geiste Mozarts außer andern die Opern „die Geisterinsel“ und „das Pfauenfest“ componirt hatte und bei uns die deutsche Oper zu Ehren brachte. Am 18. December 1795 wurde Mozarts „Zauberflöte“ und am 28. März 1796 dessen „Don Juan“ erstmals gegeben. Da aber der neu ausgebrochene französische Krieg neue Einschränkungen nöthig machte, so wurde am 23. December 1796 ein Pacht-Vertrag über das Theater auf 6 Jahre mit dem Theater-Director Mihul in Nürnberg unter einem Jahres-Zuschusse von 23.000 fl. abgeschlossen, und am 16. Sept. 1797 auf den Lieutenant und Auditor Haselmaier übertragen. Allein weder der Hof noch das Publikum wurden befriedigt; auch die Unternehmer scheinen in Schaden gekommen zu sein, und Göthe, der 1797 das Schauspiel besuchte, sagt, dasselbe nähere sich ganz einem Marionetten-Theater. Als das Theater 1802 in die Verwaltung des Hofes zurückgegangen war, hob es sich unter Ifflands Rath und Anweisung bald wieder, da im Jahre 1806–1807 über 75.000 fl. aufgewendet wurden. Der nachmalige Redouten-Saal (S. 128) wurde für das Schauspiel eingerichtet und 1808 von Thouret erweitert und verschönert, der auch 1811 das große Schauspielhaus neu einrichtete. An die Stelle der 1796 geschaffenen Ober-Direction trat 1811 eine der Direction vorgesetzte Ober-Intendanz.

Im Schauspiele zeichneten sich aus: Pauli (seit 1795 angestellt), die Komiker und Bouffons Weberling, früher Hofmusiker (1797 etc.), Vincenz (1802 etc.), Brock (1813 etc.), und Rhode (1816 etc.); ferner Vohs (1802–1804), Miedke (1805 etc.), Schwarz (1810 etc.), Mevius (1815 etc.) und der weitberühmte Eßlair (1814–18); die Frauen Aschenbrenner (s. oben), Fosetta (1805 etc.), Vohs, Marconi (1809 etc.), Leibnitz, Brede (1814 etc.) und Miedke (1815 etc.). In der Oper glänzten Krebs (1795 gest. 1851), Häser (1813 etc.), Löhle (1812 etc.), J. Fischer; die Frauen Beck, Fischer-Vernier (1816 etc.), Müller, Mayer-Lembert (1808 etc.). Capellmeister waren: J. Fr. Kranz (1803–1808) und neben ihm Franz Danzi (1807–12), sowie die trefflichen Componisten Conradin Kreuzer (1812–16) und J. N. Hummel

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Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 425. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0425.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)