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Floridaspe oder die gerechtfertigte Unschuld“ (beide Stuttg. kl. 8.) und „Mechtilde“. Die meisten dieser Spiele, namentlich Lavinia, Endymion, Jason, Erminia, Alarich und Porus, wurden unter Mitwirkung von Dilettanten des Hofes, selbst, nach dem Beispiele des französischen Hofes, von Prinzen und Prinzessinnen, aufgeführt.

Das deutsche Singspiel war seit Anfang des 18. Jahrhunderts durch Cousser so sehr verdrängt worden, daß von jetzt an die italienische Oper allein herrschte. An der Spitze der Capelle, die 1729 47 Angehörige einschließlich der Sänger zählte, stand seit 1716 Joseph Brescianello als „Musique-Directeur et maître des Concerts de la Chambre“, wozu 1729 August des Esar als Concertmeister, Alessandro Toëschi, Concertmeister und Viola-Gambist, und 1733 Joh. Wolfgang Kleinknecht, einer der größten Violinspieler, gekommen waren. Im J. 1731 wurde noch der Hofmarschall von Ziegesar zum „Ober-Musik-Director“ ernannt. Herzog Carl Alexander berief viele Italiener und vermehrte 1736 die Zahl der Künstler unter Brescianello’s Leitung auf 63. Es wurden die Sänger und Virtuosen J. Ph. Galetti und Staggi, und die Sängerin Margarita Furiosi angestellt; außerdem die Sängerinnen Staggi, Valvasori, Cantelli, Tedeschini, Genevri und Denner mit Tochter, sowie die Bassisten Feez und Richter und die Musiker Franz und Wenceslaus Spurni, Venturini, Schiavonetti und Viola-Gambist Hart. Dazu kam im Nov. 1736 der rühmlich bekannte compositore di musica Riccardo Broschi. Als „Architect vom Theatro und Erfinder der theatralischen Auszierungen“ wird 1737 Signor Innocente Bellavite genannt. Von den zur Aufführung gekommenen Opern kann nur noch eine erwähnt werden: „der in Syrien triumphirende Kayser Hadrianus“. Dieselbe wurde, wie das Büchlein sagt, 1737 gegeben und zwar „auf dem hochfürstlichen neuen Theatro in Stutgardt“, womit wahrscheinlich der neue Bau (S. 127) gemeint ist. In dieser Zeit war das bis jetzt ausschließlich für den Hof bestimmte herzogliche Theater auch für das Publicum geöffnet. Im J. 1736 machte der Concertmeister Toëschi bekannt, daß er die Erlaubniß erhalten habe, „die zu spielen vorseyende italienische Opera zu entreprenniren“. Das nicht näher bezeichnete „Opernhaus“ hatte „drei Etagen von Logen übereinander“, welche 1 fl. 30 kr., 2 fl. und 3 fl. kosteten, indeß der Preis des Parterre 20 kr. war. Beim Eingange waren alle Arten Erfrischungen und das Opernbuch zu bekommen.

Seit Ende des 17. Jahrhunderts war nun zwar eine stehende Oper mit Ballet vorhanden; ein stehendes Schauspiel aber findet sich, obgleich zeitweise Gesellschaften engagirt waren, noch lange nicht. Im J. 1711 war der geheime Secretär v. Pfau

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 420. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0420.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)