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Die Münz- und Medaillen-Sammlung ist jetzt zu einer Zahl von 17.000 Stücken angewachsen; darunter befinden sich 5300 Württembergische Münzen. Letztere Abtheilung bildet den Glanzpunkt; es sind hier fast alle bekannten Münzen und Medaillen des württembergischen Hauses vereinigt und auch bei Neu-Württemberg finden sich nicht viele Lücken. Eine sehr bedeutende Vermehrung erhielt dieses Fach 1839 durch den Ankauf der Hofrath Binder’schen Sammlung und 1847 durch Erwerbung einer Thalerreihe aus dem Nachlaß des Geheimen-Raths von Schwab. Der ansehnliche Vorrath griechischer Münzen bekam 1842 und 1843 einen Zuwachs durch Ankäufe aus der Hofrath Linckh’schen Sammlung.

Die Kunst- und Alterthümer-Sammlung enthält Reliquien des Herzogs Eberhard im Bart (seinen Rosenkranz, Reisekalender), geschliffene und geschnittene Steine, Goldschmids-Arbeiten, Geräthschaften außereuropäischer Völker, alte Rüstungen, zum Theil Beuten württembergischer Prinzen aus den Türkenkriegen, kostbare Crystall-Gefäße, Holz- und Elfenbein-Schnitzereien, großgriechische, römische und altdeutsche Gefäße, antike und neuere Bronzen, endlich über 100 größere römische Steindenkmale. Die letzteren, meist erst seit dem J. 1834 vereint, sind der Hauptsache nach theils Götterbilder, theils Inschriften, diese namentlich von Kriegern der 8. und 22. Legion; so weit die Jahre der Fertigung auf mehreren Inschriften durch die Consuln bezeichnet ist, stammt die älteste aus dem Jahre 148 nach Christus, die jüngste aus dem Jahre 226. Einen Anhang zu diesen Römer-Denkmalen bilden ägyptische Steintafeln und einige mittelalterliche Steinbildwerke.

Diese Sammlungen sind in der Neckarstraße Nr. 10 aufgestellt mit Ausschluß der römischen Stein-Denkmale, welche das hintere Erdgeschoß des Museums der bildenden Künste (S. 172) einnehmen. Besuchende haben sich an den Inspector der Sammlung zu wenden; das Local der römischen Stein-Denkmale ist in den Sommermonaten Sonntags von 11–12 dem allgemeinen Zutritt geöffnet[1].

Der Sammlungen des Alterthums-Vereins ist S. 242 gedacht.

Die allgemeine naturhistorische Sammlung oder das Königliche Naturalienkabinet[2] nimmt in den beiden oberen Stockwerken des S. 171 erwähnten Gebäudes 16 Säle ein. Das Publicum hat Sonntags von 11–1 Uhr, Mittwochs und Freitags von 2–3 Uhr freien Zutritt; auf besondere Anmeldung kann es auch an andern Tagen von 11–12 und 2–3 Uhr, zu jeder Zeit aber von solchen


  1. Von obigen drei Sammlungen handelt Chstph. F. Stälin Zur Geschichte und Beschreibung alter und neuer Büchersammlungen im Königreich Württemberg, insbesondere der K. öffentl. Bibliothek in Stuttgart und der mit derselben verbundenen Münz-, Kunst- und Alterthümer-Sammlung, in den Württ. Jahrbüchern, Jahrg. 1837, 293–387; auch besonders abgedruckt. Es sind hier sowohl die in der Hand-Bibliothek und öffentlichen Bibliothek enthaltenen seltenen Druckschriften und merkwürdigen Manuscripte, als die Schätze der letzterwähnten Sammlungen des Näheren verzeichnet. Über die Stein-Denkmale ist ein bei dem Bibliothekdiener käufliches „Verzeichniß“ erschienen.
  2. Nach den Mittheilungen des O.-Med.-R. Dr. v. Jäger, Prof. Dr. Krauß, und Dr. Fraas. Von Prof. Dr. v. Kurr.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 391. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0391.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)