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Kopenhagen von dem dortigen Pastor Lork erkaufte. Seltenheiten ersten Ranges sind das Fust- und Schöffer’sche Psalterium von 1457, das Gutenbergische Catholicon von Johannes Balbus 1460, die Fust’schen Ciceronis officia et paradoxa 1466 auf Pergament, der Schöffer’sche Mammetrectus 1470 – alle diese vier Incunabeln in Mainz gedruckt –, Buch der Byspel der alten Weisen (auf Veranstaltung Eberhards im Bart um 1480 von Conrad Fyner zu Urach gedruckt), Beschreibung der römischen Königswahl Maximilian I. Stuttgart (wohl 1486, erster Stuttgarter Druck), der 4. Band von Rudbeck Atlantica, ferner, wenigstens auf dem Continent, die ältesten Parlaments-Verhandlungen bis zu 1776 herab in 63 Folio-Bänden. Eine Sammlung von 81 zum Theil äußerst seltener Ausgaben und Übersetzungen Petrarca’s (12 aus dem 15. Jahrhundert) ist wohl sonst nirgends vereinigt.

Die Anstalt ist an jedem Werktage von 10–12 und 2–5 (im Winter von 2–4) Uhr, die Samstage Nachmittag ausgenommen, sowohl zum Lesen, als zum Entlehnen und Zurückgeben der Bücher geöffnet. Wer Bücher zu entlehnen wünscht und nicht durch seine amtliche Stellung, wie die in Stuttgart wohnenden Beamten der sieben ersten Rangstufen, Geistlichen und Professoren, von selbst berechtigt ist, hat sich an die Direction zu wenden oder kann, sofern er in Stuttgart wohnhaft ist, unter Bürgschaft eines Berechtigten Bücher beziehen.

Von größeren, einzelnen Staats-Behörden zugehörigen, Bücher-Sammlungen sind zu erwähnen: diejenige der Central-Stelle für Landwirthschaft, etwa 8500 Bände aus den Fächern der Naturwissenschaften, der Landwirthschaft, landwirthschaftlichen Technologie etc.; diejenige der Central-Stelle für Gewerbe und Handel mit etwa 1900 Werken, hauptsächlich volkswirthschaftlichen, technologischen und naturwissenschaftlichen Inhalts; und diejenige des statistisch-topographischen Bureau. Außerdem besitzen die Landstände, der Geheimerath, die Ministerien und Collegial-Stellen mehr oder minder große Bücher-Sammlungen. Diejenigen der Lehr-Anstalten und der Vereine sind bei diesen erwähnt.

Die Leih-Bibliotheken sind S. 248 genannt.

Die K. Münz- u. Medaillen-, auch Kunst- u. Alterthümer-Sammlung verdankt ihre ersten Anfänge, was die Römer-Denkmale betrifft, dem Herzog Ludwig, welcher mehrere derselben in dem neuen Lusthause (S. 121) aufstellte. Später erwarben die Herzoge Friedrich und dessen Nachfolger Johann Friedrich manche Alterthümer und Münzen. Der Hauptgründer einer jetzt erst mit diesem Namen auftretenden Kunstkammer ist aber Herzog Eberhard III. bei der Wiederaufnahme des Landes nach dem dreißigjährigen Kriege. Ein reicher Zuwachs von Münzen und Medaillen kam im Jahre 1729 durch das Cabinet der Neuenstadter Nebenlinie, welches Herzog Eberhard Ludwig erkaufte.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 390. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0390.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)