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reich an Sammlungen, welche der Bildung des Verstandes und Geschmackes und des Kunstfleißes förderlich sind.

A. Wissenschaftliche Sammlungen.

Die Königliche Handbibliothek (Privat-Bibliothek[1] in den Schloßnebengebäuden (oben S. 159), in ihrer jetzigen Aufstellung gegründet von dem verewigten König Friedrich im J. 1810, gehört zur Königl. Krondotation und enthält, mit Einschluß der dem katholischen Convicte zu Tübingen lehnungsweise überlassenen Werke theologischen Inhalts (10.000 Bände), über 54.000 gedruckte Bücher und gegen 800 Handschriften, wovon etwa 260 auf Pergament und mehrere von hohem Alter und seltenem Werthe. Die Sammlung ist alphabetisch und nach Wissenschaften geordnet und in 174 großen Glasschränken aufgestellt und zeichnet sich aus durch eine große Zahl seltener und kostbarer Werke, vornehmlich aus den Gebieten der Länder- und Völker-Kunde, der Natur- und Kunst-Geschichte, der Geschichte im Allgemeinen und der Kriegswissenschaften. Ihre Benützung hängt von Königlicher Erlaubniß ab. – Die andern gleichfalls zur Kgl. Krondotation gehörigen und mit der Bibliothek in Verbindung stehenden Sammlungen sind: 1) die Kupferstich-Sammlung, die, dem Museum der bildenden Künste geliehen, in dessen Localen aufbewahrt wird, und 2) das Karten- und Plan-Cabinet mit etwa 1800 Nummern, das – in den Schloß-Neben-Gebäuden aufgestellt – unter der Direction des ersten Adjutanten Sr. Maj. des Königs steht.

Die Kgl. öffentliche Bibliothek in dem S. 171 erwähnten Gebäude wurde von dem Herzog Carl Eugen 1765 in Ludwigsburg gestiftet, 1775 nach Stuttgart verpflanzt und hier durch die Aufnahme der Bibliotheken mehrerer Collegien, 1785 durch Erwerbung der aus 25.000 Bänden bestehenden Bibliothek des Consistorialdirectors Frommann etc. beträchtlich erweitert. Die gedruckten Bücher füllen zwölf, an Größe und innerer Einrichtung ziemlich gleiche Säle und drei Zimmer im zweiten Stock des Mittelbaues, in dessen erstem Stock sich auch der Handschriften-Saal befindet. Gleichfalls im ersten Stock des Mittelbaues ist der Lesesaal, an welchen die für den Bibliothekdienst bestimmten Zimmer anstoßen.

Die Zahl der Bände gedruckter Werke beträgt 200.000 (worunter gegen 2300 Incunabeln u. 8700 Bibeln). Die Zahl der Handschriften beläuft sich auf beinahe 3600, die der Dissertationen und kleinen Schriften auf 120.000, zusammen über 330.000 Nummern. Einzig in der Christenheit ist die Bibelsammlung, deren Grundstock (5000 Bibeln in über 6000 Bänden) der Herzog Carl 1781 in


  1. Von dem Vorstande derselben, Hofbibliothekar Hofrath Dr. Klumpp.
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Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 389. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0389.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)