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Die Zahl der Aufgenommenen hat sich seit 1828/29 in allen Abtheilungen des Hospitals verdoppelt und beträgt jährlich über 3500; täglich sind etwa 190 anwesend. Es wird daher eine räumliche Erweiterung der Anstalt gewünscht, sowie auch ein eigenes Pockenhaus Bedürfniß ist.

Der seit 1850 nach dem Namen seiner hohen Protectorin, der Frau Kronprinzessin, benannte Kinder-Hospital, Olga-Heil-Anstalt[1], tritt dem Catharinen-Hospital insoferne ergänzend an die Seite, als er den von diesem ausgeschlossenen Kindern der ärmeren Classe und den Lehrjungen, zunächst Stuttgarts, gewidmet ist. Die Anstalt wurde am 9. August 1842 von den practischen Ärzten Dr. Cleß und Dr. Elben, welche ihr noch jetzt in der uneigennützigsten Weise vorstehen, gegründet, ist vorzugsweise auf die Privatwohlthätigkeit angewiesen und steht unter Staats-Aufsicht. Seit December 1848 ist sie im Besitze eines neuerbauten, gänzlich der Bestimmung der Anstalt angepaßten, sehr zweckmäßig eingerichteten Hauses in der obern Hälfte des Forstweges, nordwestlich von der Stadt, wozu diese den Platz geschenkt hat. Es hat zwei Stockwerke, liegt frei, gesund und freundlich und ist mit einem Garten und Tummel-Platze für die Kinder versehen. Die Zahl der Betten ist 40. Die Aufnahme erfolgt nach vorangegangener Anmeldung bei einem der genannten Vorsteher, welche in der Regel dieselbe in so lange nicht verweigern dürfen, als die Mittel der Anstalt es zulassen. Kinder von hiesigen Armen werden unentgeldlich aufgenommen; sonstige Kranke haben in den ersten drei Monaten 8 fl., vom vierten Monat an 6 fl. monatlich als Kostgeld zu entrichten. Die Kinder erhalten, so weit es ihr Alter und Zustand erlauben, Elementar- und Religions-Unterricht.

Im Ganzen hat die Anstalt bis 30. Juni 1853 aufgenommen 2241, (1477 Knaben und Lehrjungen und 764 Mädchen), davon bürgerlich oder wohnhaft in Stuttgart 1875, während 366 andere allermeist inländischen Gemeinden angehörten. Unter den behandelten Krankheiten steht die Krätze oben an, welche die volle Hälfte sämmtlicher Kranken hierher brachte, die jedoch, wegen der raschen Heilung dieser Krankheit, in den letzten drei Jahren zu den übrigen Pfleglingen nur wie 4 zu 24 sich verhielten. Außerdem kommen vorzugsweise die verschiedensten Formen der Skropheln, englische Krankheit und Flechten zur Behandlung, sowie auch, zumal bei der Classe der Lehrjungen, chirurgische Übel und Verletzungen. Von den 2241 Kranken wurden geheilt oder wesentlich gebessert entlassen 2104, ungeheilt oder unheilbar traten aus 63, gestorben sind 45, und 29 blieben am Ende des eilften Jahres in Behandlung. Nach Abzug der Krätzekranken ergibt sich ein Sterblichkeitsverhältniß von 1:22. Mehr als die Hälfte, nämlich 1203


  1. S. Die Kinder-Heilanstalt zu Stuttgart. Zur Erinnerung an die Feier der Einweihung des neuen Gebäudes. Stuttg. 1849. 4.
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Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 317. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0317.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)