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des S. 14 erwähnten Mineral-Wassers bei der ehemaligen Baumwollenspinnerei, oberhalb des Ortes Berg, eine neue Bad- und Trink-Anstalt errichtet, und noch in diesem Jahre eröffnet werden. Zu Flußbädern wird Sommers der Neckar bei Berg sehr häufig benützt; auch sind zu solchen Bädern im Furtbach oberhalb der Stadt Einrichtungen vorhanden.

Das Turnen, womit schon 1817 ein Anfang gemacht worden, ist jetzt, wie überall im Lande, sowohl bei dem Militär, als in allen Lehr-Anstalten eingeführt. Eine hübsche Turn-Halle wurde 1851 für die Gymnasisten, Polytechniker und Real-Schüler, welche einen gemeinschaftlichen Turn-Lehrer haben, in der Stadt-Allee neben dem Turn-Platze auf gemeinschaftliche Kosten des Staats und der Stadt erbaut. Der Turn-Platz für die Volks-Schulen ist in der Catharinen-Straße. Für die weibliche Jugend ist in dem noch zu erwähnenden Paulinen-Institut eine gymnastische Anstalt eingerichtet. Eine heilgymnastische Anstalt hat in neuester Zeit Hermann Steudel errichtet (der erste Jahres-Bericht erschien 1856 bei Metzler). Der 1845 gegründete Männer-Turn-Verein, dessen Mitglieder-Zahl bei 3 Gulden Jahres-Beitrag übrigens von 200 im J. 1846 auf 49 im J. 1853 herabgegangen ist, wirkt für weitere Verbreitung der Leibes-Übungen. Der Verein besitzt eine kleine Bibliothek und unterstützt auch durchreisende unbemittelte Turner.

Was die Kranken-Anstalten betrifft, so wurde schon zu Anfang der Regierung Königs Wilhelm ihre Untauglichkeit und Unzulänglichkeit durch eine Commission nachgewiesen, worauf der König 19. August 1817 die Erbauung eines neuen, den Bedürfnissen entsprechenden Kranken- und Gebär-Hauses anordnete, und einen Beitrag von 60.000 fl. aus der Ober-Hof-Kasse zusicherte. Dasselbe sollte an die Stelle des Lazareths und theilweise des Siechen-Hauses treten, auf Augenkranke besondere Rücksicht nehmen, das Gebär-Haus des Seel-Hauses in sich aufnehmen, und mit einer Hebammen-Schule verbunden werden; es sollte daher vorzugsweise die Bedürfnisse der Stadt befriedigen, nächstdem aber auch zum Besten des ganzen Landes dienen. Als bald darauf die Königin Catharina unerwartet frühe dahin schied, trat in Stuttgart ein Verein zusammen, um als Denkmal für die unvergeßliche Fürstin den Grundstock zu einem solchen, ganz ihrem Sinn entsprechenden, Kranken-Asyl zu schaffen. Bald kamen auch aus allen Theilen des Landes von Körperschaften und Privaten reiche Beiträge ein, die sich am 1. Februar 1828 einschließlich der Zinse auf 95.326 fl.

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Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 304. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0304.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)