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aber nicht mehr auf die Straße gebaut werden dürfen. Zu Säuberung der Straßen sollten die beiden Wetten vor dem kleinen Thor und Leonhards-Thor alle Wochen ab und durch die Schulgasse herunter, beim Wolf herum und dann beim unteren Bade wieder hinausgelassen werden. Hierauf sollte der Stadt-Markt-Feger mit seinen Gesellen alle Samstag den Unrath, den das Wasser nicht mitgenommen, aus der Stadt schaffen. Diese Einrichtung stand mit den drei Haupt-Dohlen der Stadt (Pfudeln genannt) in Verbindung, welche sich in dem Thiergarten vereinigten, und unterhalb desselben in den Nesenbach ergossen. Der fernere Vorschlag, einen Theil des Nesenbaches beim Seel-Thore herein, durch die Hirschgasse und die Eßlinger Vorstadt zu demselben Zwecke laufen zu lassen, kam erst nach dem Abgange der Schloß-Mühle[1] zur Ausführung, und war noch 1753 in Anwendung. Dennoch konnte die Regierung 1574 sich beschweren, daß man in allen Straßen vor Koth und Unrath fast nicht wandeln könne. Bis 1666 deckte der Nachrichter das gefallene Vieh in der Stadt ab[2]. Erst die Ordnung vom 11. August 1679 verbot, den Inhalt der Kloaken, wie indessen, auf dem Bollwerk zu sammeln, und bestellte eigene Kärcher, um alle 14 Tage diese und die Dungstätten, die jetzt nur noch in abgelegenen Gassen geduldet wurden, zu säubern. Das Fegen („Kehren“) der Straßen, zunächst zweimal wöchentlich, durch die Hausbesitzer, und der öffentlichen Plätze durch die im Almosen stehenden Personen, auch die Reinigung der Kloaken Nachts nach 11 Uhr, wurde, unter Bestellung eines Gassen-Inspectors, 1736 angeordnet. Eine „Revidirte Fürstliche Gassen-Ordnung“ erschien 1740 im Drucke. 1

Auf die neuesten Zustände übergehend, so zählt die Stadt, mit Einschluß von 3 Hof-Ärzten und 5 Militär-Ärzten, 51 Ärzte, wonach auf 980 Einwohner ein Arzt trifft[3]. Unter denselben


  1. Da der Bach auf diese lief, so machte der Herzog die Randbemerkung: „Ist wohl bedacht, allen Gestank vnd Vnrath, so auß der Stadt käme, soll ich in dem Hauß vnd Garten haben; würde das Mehl vnd Brod wohl stinkend werden, wenn die Mühl-Räder voller Vnrath hiengen vnd vnter den Rädern der Unlust bliebe, daß Niemand Gestanks halber in den Mühlen bleiben könnte.“ Dem weiteren Vorschlag, den Beerbach bei Bießnau in die Stadt zu leiten, entgegnete der Herzog: „Ich weiß dieß Bächlein wohl, welches mehr denn der Glockenthurm niederer liegt, denn die Pfaffenwies; daß nun solches Bächlein über die Pfaffenwies sollte geführt werden, ist über meinen Verstand vnd gewiß über das Bohnenlied.“
  2. Anderwärts war es nicht besser: in Berlin liefen noch 1681 die Mastschweine auf den Straßen umher.
  3. Auf 1 Arzt treffen in Württemberg überhaupt 3948 (1815 6568), in Dresden (im J. 1839) 625, in Paris (1849) 794, in Berlin (1852) 948, in Hamburg (1841) 1025, in München (1853) 1050 Einwohner.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 301. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0301.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)