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hatte, einigen Öconomie-Gebäuden und einem 18 M. großen Garten. Im J. 1566 waren es 30, 1590 50 Siechen. Dieselben mußten innerhalb der Hofmauern bleiben und durften mit der Stadt keine Gemeinschaft haben. Fremde Siechen wurden mit einem Mantel bedeckt und erhielten „ein hölzern Schlötterlein“, womit sie, statt mündlich anzufordern, klapperten, und beim Weggehen 6 kr., 1/2 M. Wein und 11/2 Pfd. Brod. Das Vermögen und die Erbschaften der unentgeldlich verpflegten hiesigen Siechen fiel der Anstalt zu. Wegen des Siechenhauses hatte der Hospital für die Viehbesitzer Stuttgarts zwei Farren zu halten. Es wurde 1843 in den unten zu erwähnenden Bürger-Hospital verlegt. – Die zweite Anstalt, das S. 132 erwähnte Lazareth, wurde 1560 ursprünglich für Pestkranke, dann, theilweise gegen Entschädigung, für Dienstboten und Handwerks-Gehilfen errichtet, und 1572 von Herzog Ludwig neu erbaut. Der erste Fonds entstand durch 3000 fl. Beitrag des Kirchen-Kastens, 9100 fl. von der Landschaft und Beiträge von Privaten[1]. Auch das Lazareth war zu Beerbung Solcher, die es unentgeldlich verpflegte, privilegirt. Es ist jetzt mit dem Catharinen-Hospital verbunden. – Eine Entbindungs-Anstalt für Arme befand sich in dem unten zu erwähnenden Seelhause. – Die Fehlsumme der hiesigen Kranken-Anstalten trug bis 1813, wo sie dem Bürger-Hospital aufgelegt ward, das Kirchengut. – Mit der Heilung der Klump-Füße gab sich zwar schon 1801 Dr. Dörner ab, der in demselben Jahr auch mit der Impfung der Schutz-Pocken hier begann; die erste eigentliche orthopädische Heilanstalt errichtete jedoch erst 1835 Dr. Blumhardt. 1

Für Reinhaltung der Straßen sorgte einigermaßen schon das Stadtrecht von 1492, da es die Säuberung der Misten und Winkel alle 8 und 14 Tage gebot und den Bäckern das Mästen der Schweine untersagte. Die Vorschriften wurden aber nicht beobachtet, daher verlangte Herzog Christoph von den Vögten und dem Magistrat 1564 Vorschläge, die er genehmigte, weil er gerne vernommen, „daß die von Stuttgarten sich einmal sauber halten und machen wollen“. Denn in den besuchtesten Straßen waren Dungstätten, die nun von 8 zu 8 Tagen gesäubert werden sollten; was zurückbleibe, dürfe der Hospital zu seinem Nutzen wegführen. Die Winkel sollen längstens nach einem Monate gesäubert werden. Weil Tag und Nachts Schweine auf der Straße umherliegen, sollten Bäcker je höchstens 4, andere Bürger 2 Stücke halten, die Schweine-Ställe


  1. Zuletzt 1820 N. v. Weng 2000 fl., 1824 Rechnungsrath Wieland 990 fl., 1829 Kaufmann Joh. Georg Stuber 1000 fl.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 300. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0300.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)