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Handarbeiten verdingt, indeß die Straf-Gefangenen zu Hausgeschäften angehalten werden. Die Kranken werden in dem Militär-Hospital verpflegt. 1

Das westlich von der Stadt an der Bothnanger und Militär-Straße liegende Pönitentiar-Haus wurde 1846 zu bauen begonnen und soll vier Flügel umfassen, die sich an vier einander entgegengesetzten Seiten eines achteckigen, das Centrum bildenden Baues in der Art anschließen, daß sie die Figur eines rechteckigen Kreuzes darstellen. Bis jetzt sind nur das Central-Gebäude und die beiden in einer Linie von Süd-Ost gegen Nord-West sich erstreckenden Flügel vollendet. Das erstere, dessen Seiten sich genau nach den vier Haupt- und den vier dazwischen liegenden Himmelsgegenden richten, ist 64′ und bis zur Spitze des Glockenthürmchens 90′ hoch, und 23′ 2″, beziehungsweise 16′ 8″ breit, auf jeder Seite durch alle vier Stockwerke mit zwei vergitterten 5′ 5″ breiten, 10′ 2″ hohen Fenstern versehen. Im ersten Stocke sind die Canzlei, das Sprachzimmer der Gefangenen (mit ihren Angehörigen etc.) und das innere Wachzimmer; im zweiten der Speise- und Lehr-Saal, Verhörzimmer etc., den dritten und vierten Stock nimmt der ganzen Ausdehnung nach der Bet-Saal ein, mit einer Galerie in der Höhe des vierten Stockes. Der südwestliche 120′ lange 80′ hohe Flügel enthält: im Verwaltungs-Gebäude auf dem ersten Stock das Militär-Wachzimmer, das äußere Wachzimmer, Wohnzimmer des Kostreichers etc., auf dem zweiten die Wohnung des Verwalters und im dritten und vierten Stocke Dienstwohnungen; der übrige Theil des Flügels ist durch alle vier Stockwerke für die Krankenpflege der Gefangenen eingerichtet. Der nordwestliche Flügel, dem oben beschriebenen nach den Umrissen entsprechend, mit zwei steinernen Wendeltreppen (eine zum Hinauf-, die andere zum Hinabgehen), enthält im Erdgeschoß und ersten Stock je zwei die ganze Länge einnehmende Arbeits-Säle, im zweiten, dritten und vierten Stock und im Dach-Stock je zwei Zimmer, sowie sechs einfache und zwei doppelte Zellen, je 12′ lang und 7′ beziehungsweise 14′ breit, mit einem in der Höhe von 6′ angebrachten Fenster. Zu den Zellen in den drei letzterwähnten Etagen führen keine Gänge, sondern zwei gebretterte Galerieen mit eisernen Stacketen-Geländern, durch deren Zwischenraum die Vorgänge in den oberen und unteren Stockwerken von jedem Zellenstock aus beobachtet werden können. Die Gebäude sind von Sandstein und rings von einer 18′ hohen, 2′ 2″ 5‴ dicken, mit zwei gewölbten Eingangsthoren versehenen Mauer umgeben, welche sechs Nischen für die Militärposten hat. Der freie Hofraum ist vorerst in zwei Räume getheilt. In den zwischen den Flügeln liegenden abgesonderten

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Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 295. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0295.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)