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1853/54 beziehungsweise 521 und 118. In den im Gebäude der Stadt-Direction eingerichteten Gefängnissen der Stadt-Direction war 1853 die Zahl der oberamtlichen Gefangenen 1590, die der Transport-Gefangenen 2710; im Jahre 1854 beziehungsweise 2230 und 4030. In den ebenda eingerichteten Gefängnissen des Stadt-Polizei-Amtes waren 1853 5409, 1854 8628 Gefangene. 1

Die Militär-Straf-Anstalt[1], in dem Gebäude an der Militär-Straße vor dem Büchsenthore, ist aus einem der unter der vorigen Regierung gegründeten Galiotenhäuser für zu Festungs-Arbeit und Kettenstrafe verurtheilten Civil- und Militär-Personen hervorgegangen. Seit 1826 sind nur noch Militär-Sträflinge, und zwar solche in der Anstalt, welche von den Militär-Gerichten abgeurtheilt, beziehungsweise zur Festungs-Arbeits-Strafe verurtheilt wurden. In diesem Gebäude befindet sich seit 1. Juli 1844 auch die früher in Hohen-Asberg gewesene, durch das bürgerliche Straf-Gesetzbuch von 1839 nöthig gewordene, zwischen dem Regiments-Arrest und der Sträflings-Anstalt die Mittelstufe bildende und dem Kreisgefängniß entsprechende, militärische Gefängniß-Anstalt, deren Gefangene abgesondert von den Militär-Sträflingen verwahrt, verpflegt und beschäftigt werden, und wovon die der bürgerlichen Ehren und Dienstrechte verlustigen Gefangenen „die zuchtpolizeiliche Abtheilung“ bilden. Im Durchschnitt der Jahre 1849–52 waren jährlich 95 Sträflinge und 17 Straf-Gefangene in der Anstalt. Dieselbe steht in beiderlei Hinsicht zunächst unter dem Stadt-Gouverneur, indeß ein Oberaufseher (Hauptmann) mit 4 Inspectoren (Feldwebeln) und 1 Fourier die specielle Aufsicht führen und 1 Öconomie-Verwalter (zugleich Beamter des Kriegs-Ministeriums) und 1 Öconom mit 1 Aufwärter den öconomischen Theil besorgen. Sowohl die Straf-Gefangenen als die Sträflinge tragen besondere Kleidungen. Die in die zweite Straf-Abtheilung versetzten Sträflinge erhalten Spandauer Eisen, und diejenigen, welche Fluchtversuche gemacht, Ketten. Jeder darf 6 kr. zu gewissen Genußmitteln täglich verwenden. Die kirchliche Berathung ist dem Pfarrer von Heslach und dem katholischen Stadt-Pfarrer übertragen. Die Sträflinge und die Gefangenen besuchen an Sonn- und Fest-Tagen und an einem Wochentage den Gottesdienst in ihren Kirchen und werden durch einen städtischen Schulmeister im Lesen, Schreiben und Rechnen unterrichtet und geübt. Die Sträflinge werden vorzugsweise zur Beschäftigung im Freien verwendet und auch an Privaten zu


  1. Nach Mittheilungen des Oberkriegsraths v. Mögling.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 294. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0294.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)