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Verkehrs-Erleichterung erreicht; aber doch datirt z. B. die jetzige Böblinger Straße aus neuerer Zeit, denn bis 1809, wo sie angelegt wurde, mußte man, um nach Böblingen zu fahren, den Weg über die Weinsteige durch Degerloch, Möhringen und Vaihingen nehmen und konnte häufig eine Kutsche an demselben Tage nicht mehr nach Stuttgart zurückkehren. – Das Landes-Postwesen konnte der Reichspost gegenüber nicht gedeihen und war, mit Ausnahme der amtlichen Briefschaften und Gelder, welche eine herzogliche Botenmeisterei durch die Metzger und Kanzlei-Boten beförderte, hauptsächlich auf den Personen-Transport beschränkt, der bis in’s 17. Jahrhundert zu Pferde geschah. Die 1683 aufgekommenen Land-Kutschen beschränkten sich lange Zeit auf die Routen Straßburg, Frankfurt a. M., Ulm und Schaffhausen und wurden noch 1719 unter der Bedingung in Admodiation gegeben, daß der Pächter wöchentlich ein- oder zwei Mal mit Personen und Gütern nach einer oder der andern dieser Städte und zurück zu fahren habe. Noch 1768 ging wöchentlich nur einmal eine dieser „privilegirten Ordinari-Kutschen“ nach Ulm und Straßburg. Das Kaiserliche Postamt Stuttgart war um 1700 geschaffen worden. Dasselbe errichtete aber erst 1754 eine wöchentliche ordinäre Fahr-Post nach Österreich und Preußen, und 1761 nach Straßburg und Ulm. Im Jahre 1775 nahm der Fürst von Thurn und Taxis zu diesen seinen „Geschwindkutschen“ die württ. Landkutschen auf 30 Jahre in Pacht: die ganze Landespost gelangte aber 27. Nov. 1805 an den Staat, der sie 1819 als Lehen an Taxis abtrat, 1851 aber wieder übernahm und mit den Anstalten der Eisenbahn und Telegraphen unter gemeinschaftliche Verwaltung stellte. – Auch das Güterfuhrwesen war lange nicht von Belang; 1768 heißt es, „daß seit mehr als 60 Jahren zu Beförderung des Commercii und Besten der Handelschaft zwei Güterwägen allhier angeordnet sind, davon der eine alle 8 bis 14 Tage nach Straßburg, der andere nach Ulm geht.“ Schon 1782 war aber der Güterverkehr so bedeutend, daß „zu sicherer Verwahrung der ankommenden und abgehenden Waaren eine eigene geräumige Niederlage unter dem Rathhaus eingerichtet und ein eigener Güterbestätter“ von dem Stadtmagistrat bestellt wurde. Die mit der Zollhalle räumlich verbundene städtische Niederlage (Kauf- und Waaghaus) wurde 1797 an die hiesige Handelsinnung verpachtet und ging erst 1829 in die Verwaltung der Stadt zurück. Mit der Güterbestätterei wurde 1850 eine schon früher bestandene, gleichfalls städtische Botenmeisterei auf’s Neue verbunden. – Wie sich besonders seit dem 1834 erfolgten Eintritt Württembergs in den

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Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 279. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0279.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)