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versehen. Jeder Weiler hat seinen eigenen Pfarr-Gemeinderath.

Die Pietisten in Stuttgart, mehrere Hunderte an der Zahl, bilden 5 sogenannte Gemeinschaften oder Privat-Versammlungen, die theils von Männern, theils von Frauen besucht werden.

An der reformirten Kirchen-Gemeinde, die aus den hiesigen und Canstatter Reformirten gebildet ist, doch so, daß die letzteren ihr Kirchen-Vermögen selbst verwalten, steht ein Prediger. Sie ist mit Enthebung von der Unterordnung unter das evang. Consistorium hinsichtlich der Staats-Aufsicht dem Cult-Ministerium unmittelbar untergeordnet. Die ref. Stiftungsräthe von Stuttgart und Canstatt bilden zugleich das Presbyterium, welchem die Leitung und Wahrung der ganzen kirchlichen Ordnung, die Förderung christlicher Gesinnung und Sitte, die christliche Armen- und Kranken-Pflege etc. übertragen ist. Die Gemeinde besoldet und ernennt auf den Vorschlag des Presbyteriums nach besonderen Vereinbarungen mit der Staats-Regierung den Geistlichen, dessen Bestätigung dem Könige zusteht.

Anglikanischer Gottesdienst für die hier wohnenden Engländer wird seit 1844 von einem Geistlichen ihrer Kirche manchmal in der Waisenhaus-Kirche gehalten. Ein 1852 entstandener Verein zu Erbauung einer Capelle hat die eingegangenen Beiträge mit 1151 fl. dem Gemeinderathe zu einstweiliger Verwaltung für diesen Zweck übergeben.

Der Verein für die auf Swedenborgsche Grundsätze gegründete neue Kirche sucht seit seiner Errichtung durch Prof. J. F. Tafel in Tübingen im J. 1848 die von menschlichen Zusätzen gereinigte christliche Lehre weiter fortzubauen, und dadurch bessere Menschen zu machen und die Wiedergeburt der christlichen Kirche zu vermitteln. Er umfaßt Deutschland und die Schweiz, und hält in Stuttgart seine Versammlungen. Unter seinen 120 Mitgliedern sind übrigens nur 4 Stuttgarter.

Die im geschichtlichen Abschnitte erwähnten Deutsch-Katholiken haben keinen eigenen Geistlichen mehr.

Als Secte, die sich gleichfalls aus Grundsatz von der Kirchen-Gemeinde absondert, sind noch die Wiedertäufer oder Taufgesinnten, die sich auch „die evangelisch getaufte Gemeinde Jesu Christi“ nannte, zu erwähnen. Seit einem vor mehreren Jahren in denselben ausgebrochenen Schisma ist übrigens ihre Zahl nicht mehr groß.

An der dem Decanat Ludwigsburg zugetheilten katholischen Kirche steht ein Stadt-Pfarrer mit zwei Caplanen. Das Patronat ist Königlich.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 273. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0273.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)