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Unter den Bildhauern ist zunächst Professor Th. v. Wagner (geb. 1800) zu erwähnen. Ein Schüler Danneckers, setzte er seine Studien in Rom fort, dann für die äußere Ausschmückung des K. Landhauses Rosenstein mit Arbeiten in Sandstein, (worunter sechs der in Nischen aufgestellten Musen) beschäftigt und 1836 als Professor an der Kunst-Schule angestellt. Von seinen Arbeiten sind hervorzuheben: Eine Scene aus der Sündfluth, die lebensgroßen Marmorstatuen: Ganymed und Hebe, eine büßende Magdalena, eine Nymphe; eine über halblebensgroße Gruppe badender Nymphen; die colossalen Marmorbüsten des Grafen Eberhard im Bart und des Herzogs Christoph; mehrere lebensgroße Büsten in Marmor, als: Schiller und Wieland im Schloß zu Weimar u. s. w. Außerdem fertigte Wagner die Modelle zu den beiden Musen am Theater in Canstatt und zu sämmtlichen Sculpturen der Jubiläums-Säule. – In der Behandlung des Marmors machte sich Bildhauer L. v. Hofer einen Namen. Von ihm sind die in dem K. Schloßgarten (S. 162) aufgestellten Gruppen von Rossebändigern; die Gruppe, den Raub des Hylas darstellend, und einige Copieen in Marmor nach Antiken. Auch in den Gemächern des K. Landhauses Rosenstein sind mehrere treffliche Arbeiten Hofers verwahrt. – Zu den Werken des Bildhauers Wilh. Braun, aus Thorwaldsens Schule, gehört namentlich eine lebensgroße Christus-Statue. Von ihm sind auch zwei Musen in den äußern Wandnischen des K. Landhauses Rosenstein und die vier Standbilder der Musen auf der Attika des Avantcorps unseres Hoftheaters. – Alb. Güldenstein, (geb. 1822), der sich unter Wagner hier und Schwanthaler in München, später in Berlin und endlich in Rom ausbildete, ist besonders im Thierfache bekannt. Er führte für die Kronprinzliche Villa, außer verschiedenen Reliefs, den figürlichen Schmuck des Hauptbrunnens und für die Wilhelma drei Thiergruppen: einen von Wölfen angefallenen Hirsch, eine Bären- und eine Schweine-Hatz, aus. – In Porträtbüsten ragt Georg Zell hervor, während Bildhauer Joh. Wilh. Krauß sich der Bearbeitung des Marmors und der plastischen Decoration von Gebäuden widmet. – In letzterem Fache, in Stuccatur-Arbeiten, ist auch Stuccator Hugo Hoffmann thätig. – Noch ist hierher zu zählen Hof-Steingraveur Ph. Hirsch, (geb. 1784) bekannt durch seine Porträts der Könige Friedrich und Wilhelm von Württemberg, Cameen in Onyx, die Bildnisse Schillers und Thorwaldsens in Amethyst und mehrere Nachbildungen in Jaspis, Carneol etc. 1

Der Nestor der Stuttgarter Maler ist Hofmaler Wilh. Gottl. Morff (geb. 1771). Er empfing seine künstlerische Ausbildung in der Carls-Academie, und nach dem Aufhören dieses Instituts, unter Hetsch. Er malte bis vor wenigen Jahren en miniature und in Öl Bildnisse, die ihm wegen ihrer überraschenden Ähnlichkeit und Naturwahrheit viele Freunde erwarben. – Auf Morff folgt im Alter Prof. G. F. v. Steinkopf (geb. 1779) der würdige Kunst-Veteran, der s. Z. zu Rom mit andern Künstlern gleichen Strebens der Mitbegründer einer neuen Richtung der Landschaftsmalerei, der s. g. historischen Landschaft, wurde. Zu seinen besten landschaftlichen Bildern sind zu zählen: Morgen eines Opferfestes, die Rückkehr von der Löwenjagd, der Abendsegen in der Capelle am Wege, Ulysses und Nausikaa, die italienische Weinlese, Achilles und Chiron, Abraham mit den drei Engeln, die Rückkehr von der Abendandacht, die Ansicht des Kgl. Landhauses Rosenstein, die Capelle auf dem Rothenberge, Cleobis und Biton. Steinkopf, seit der Gründung Professor und seit 1845 Vorstand der Kunstschule, befindet sich seit 1853 in Ruhestand. – A. v. Gegenbauer, (geb. 1800) seit 1836 Hofmaler, in München, und dann auf Königl. Kosten in Rom

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 254. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0254.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)