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Parfümerie, Schaumweinen, Silber-Arbeiten, silbernen Dosen, Maschinen, mechanischen und optischen Instrumenten, Büchsen, Papieren, chemischen Producten etc.

Übergehend auf die Gewerbe-Industrie der Gegenwart, deren Vertreter auf den Grund von Erhebungen Ende 1852 nach Classen S. 64 angegeben sind, so ist dieselbe am Bedeutendsten im ganzen Lande; fast um 2/3 größer als in dem Bezirke Heilbronn, und beinahe noch einmal so groß als in dem Bezirke Ulm. Es kommen hier, überall ohne Unterscheidung des fabrikmäßigen Betriebes, zunächst die Gegenstände der Nahrung, dann die der Kleidung, hierauf das Haus mit seiner Einrichtung, sodann die Verarbeitung von Materialien, und endlich die höheren Bedürfnisse zur Darstellung[1]. – Die Zahl der Dampf-Maschinen Ende 1853 war 14 mit zusammen 80–90 Pferde-Kraft.

Die Bäcker hatten schon 1452 eine Brüderschaft; 1350 waren es 21 Meister, die ein Backhaus und schon halbe und Viertels-Brodbänke hatten; 1550 38, 1569 41, 1649 41, 1659 64, 1690 44, 1727 56, 1774 91, 1810 100, 1816 90, 1841 75, 1852 97 M. mit 239 G. (Gehilfen)[2]. – Die Zahl der Bier-Brauereien ist 16, wovon 4 in den Weilern, zusammen mit 128 G. Mehrere haben Eisbehälter, und sind dadurch in Stand gesetzt, auch bei wärmerer Witterung zu brauen. Die größeren Brauereien machen Versendungen nach Außen. Bardili (früher Denninger) und Paul Kolb arbeiten mit Dampf-Maschinen und neueren verbesserten Einrichtungen. Vom 1. Juli 1843 bis 30. Juni 1853 wurden 1.323.075 Simri Malz versteuert, woraus, bei 5 S. Malz auf den Eimer, jährlich 26.461 Eimer Bier gebraut worden sind, namentlich von Bardili 5748, der Actien-Brauerei 4774, Koppenhöfer 2979, P. Weiß 2210, Hackh 2135, P. Kolb 2105 E. etc. In der erwähnten Periode wurde 1847–1848 am Wenigsten mit 19.485, 1844–1845 am Meisten mit 34.642 E. gebraut. – Branntweinbrennereien sind 20 vorhanden. – Conditoren 1813 11, 1852 27. In älteren Zeiten fertigten die Apotheker das Zuckerbackwerk. Fabrikmäßig betreibt das Geschäft seit 1842 W. Roth mit 16 männl. und 5 weibl. A. (Arbeitern); Früchten-Bonbons fabriciren seit 1846 E. O. Moser mit 12 A.


  1. Die meisten der mit Namen genannten Industriellen haben ein- oder mehrmalige September-Preise erhalten. – Es bedeuten W. württ. große Medaille für Kunst und Wissenschaft. L. s. M. – b. M. – B. – Leipziger Gewerbe-Ausstellung von 1850, silberne, bronzene Medaille, Belobung. – Lo. P. B.– Londoner Industrie-Ausstellung von 1851 – kleine Preis-Medaille, Belobung. – N. Y. M. – E. – New-Yorker Industrie-Ausstellung von 1853, – Preis-Medaille, Ehrenwerthe Erwähnung. Die Münchner etc. Ausstellung gehört, weil in’s Jahr 1854 fallend, nicht mehr hierher. Bekanntlich haben übrigens nicht alle größere Gewerbetreibende die Ausstellungen beschickt.
  2. Das Verhältniß der Zahl der Meister zu der jeweiligen Bevölkerung ergibt sich theilweise oder annähernd aus der Vergleichung mit den S. 72 angegebenen Einwohnerzahlen. Auf 515 Einw. trifft 1 Bäckermeister; in Berlin kommen auf einen 1300, in Frankfurt a. M. 1120, in Kassel 584, in München 900, in Wien 1750 Einwohner.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 229. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0229.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)