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Das Obst wird, soweit es nicht zum Verkaufe bestimmt ist, zum Mosten und Dörren, der Träber zum Branntweinbrennen verwendet. Mehrere Gartenbesitzer haben Baumschulen, deren es im Ganzen 12–15 gibt, und treiben einen bedeutenden Handel, der sich sogar schon bis nach Amerika erstreckt hat. Diejenigen des Pomologen Kachler und der Gärtner Maier, Reichardt, Walter etc. verdienen besondere Erwähnung. Außerdem werden nicht nur in Hohenheim viele Bäume gekauft, sondern auch im Frühling aus den benachbarten Neckarthalorten, Mettingen, Wangen, Untertürkheim etc., junge Bäume hierher zu Markt gebracht. Die Gablenberger und Heslacher ziehen die jungen Bäume in den Weinbergen. Erwähnung verdient, daß Gärtner Reichardt seit einigen Jahren den jungen Weingärtnern Winters theoretischen und Sommers praktischen Unterricht in der Baumzucht unentgeldlich ertheilt. 1

f. Waldbau.[1]

Nach den Ergebnissen der Landes-Vermessung beträgt die Waldfläche des Stadt-Direktions-Bezirks 30317/8 M., wovon 23404/8 M. mit Laubholz, 3/8 M. mit Nadelholz und 691 M. mit Laub- und Nadel-Holz gemischt bestockt waren. Hievon gehörten dem Staat 245 M. Laub- und 2344/8 M. gemischte Waldungen; die Gemeinde Stuttgart besaß 18482/8 M. Laub- und 4496/8 M. gemischte Waldungen; im Besitz der Stiftungen waren 1603/8 M. Laubwald. Die Waldfläche umfaßt 32,12 % der Gesammtfläche des Bezirks; so daß auf einen ortsangehörigen Einwohner nur 0,08 M. kommen.

Die Waldungen gehören in den Forstamts-Bezirk Leonberg und in die Reviere Hohenheim, Solitude und Warmbronn; die Staatswaldungen liegen sämmtlich in dem Revier Hohenheim. Die Hauptmassen der Waldungen sind in zwei geschlossenen Complexen im südöstlichen und im westlichen Theil des Bezirks gruppirt; getrennt von diesen sind der südlich von Heslach gelegene Staatswald Burgstall und der Stadt-Gemeindewald Hahn. Außerhalb des Bezirks liegt zwei Stunden westlich von Stuttgart der von den Oberamts-Bezirken Stuttgart und Leonberg umschlossene, der Stadtgemeinde gehörige s. g. „neue Wald“.

Der hiesige Waldboden ist nach Maßgabe der vorkommenden Gebirgs-Formationen (oben S. 35 u. f.) im Allgemeinen für die Holzproduktion günstig. Diese hat jedoch durch den Vieheintrieb, dem noch vor 30 Jahren der Wald geöffnet war, durch frühere starke Wildfuhr und hiedurch bedingtes längeres Bloßliegen des Waldgrundes,


  1. Von Finanz-Assessor Paulus, unter Benützung einer Mittheilung des Stadt-Försters Fischbach.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 219. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0219.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)