Seite:OAStuttgartStadt0218.png

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Stein-Obstbäumen hat nach Verhältniß ihres Umfanges im ganzen Lande den größten Obstbau, dessen Ertrag im Jahres-Durchschnitte zu 415.000 Simri, im Werthe von mindestens 200.000 fl. geschätzt wird und den doppelten Werth des Weinmostertrags erreichen dürfte. An Mostobst erzeugt Heslach allein 30.000 Simri in guten Jahren; 1847 wuchs auf Einem Weinbirnbaume die Frucht zu 6 Eimern lautern Mostes. Kirschen werden hauptsächlich in Gablenberg gebaut und haben ihm schon 10.000 fl. und mehr ertragen. Das Tafel-Obst verhält sich zum Most-Obste = 1:5. Bei den guten Preisen des ersteren, das in frischem Zustand sowohl hier als auch nach Außen leicht abgesetzt werden kann, liegt die Aufforderung nahe, das Hauptaugenmerk auf dieses zu richten und hiezu so manchen, dem Weinbau unzuträglicheren, Platz zu verwenden.

So wenig es übrigens an den gewöhnlichen Arten, wovon namentlich die Gaishirtlens-Birne in unserem Thale von ausgezeichnetem Geschmacke ist, fehlt, so haben hier doch auch viele feine Sorten Obstes ihre zweite Heimath gefunden. Nach Lucas, die Kernobst-Sorten Württembergs (1854), kommen fast ausschließlich nur hier vor:

An Äpfelbäumen: König Wilhelms-Apfel, früher Rosen-Calville, süßer Königs-Apfel, rothe Walze, großer edler Prinzessin-Apfel, Pracht-Reinette, gelbe spanische Reinette, große englische Reinette, Reinette von Gomand, calvillartige Reinette, Königliche Reinette, Reinette von Canada, Sary Sinap, Grünling von Rhode-Island, grüner Borsdorfer, Weilburger Borsdorfer, Baumanns rothe Winter-Reinette, Goldmohr, Newtown-Spitzemberg-Apfel, Rother Specialapfel. Auf der Kronprinzlichen Villa insbesondere: Charlamowski Nativi-A., Tauben-A. von St. Louis, Hausmütterchen, Reinette d’Hollande, Astragold, Kirkes gelber Pepping, Esopus-Spitzemberg, Boutigne-Apfel, Parmain royale. – An Birn-Sorten: Frauenschenkel, gelbe Sommer-Herrn-Birn, Englische Sommerbutter-Birn, mehrere Bergamotte-Birnenarten, namentlich: frühe Schweizer-, Pomeranzen-, kleine gelbe und frühe dünnstielige Sommer-Bergamotte, Dillens Herbst-Birne, Leipziger Rettig-Birne, Sommer-Robine, Knoops Ananas-Birne, Markgräfin Brüsseler Zucker-Birne, Hardenponts Leckerbissen, Wildling von Montigny, Franchipane, Fremion, Amboise, Herzogin von Angouleme, wahre gute Louise, wahre Winter-Ambrette, Jaminette, große S. Georgs-Birne, Compot-Birne, großer Mogul.

Unter allen Obstgärten der Privaten zeichnet sich der von Spitzemberg’sche aus. Bei den allgemeinen Obst- und Trauben-Ausstellungen in Canstatt 1852 und 1853 wurden von der Gärtnerei der Kronprinzlichen Villa, dem General-Lieutenant v. Spitzemberg, Metzger-Obermeister Krauß, Weingärtner Aldinger, Apotheker Kreuser d. ä., Kunstgärtner Reichardt, Wundarzt Braunmüller und Buchhändler Müller mehr als hundert der feinsten Obst-Arten ausgestellt. (Vergl. die Kataloge, Stuttg. 1852 und 1853.)

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 218. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0218.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)