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Weiler, Lorch etc. Die Herrschaft lieh 1472 einige Morgen im Falkert hin, unter der Bedingung, daß sie mit eitel Frensch- und Traminer-Stöcken besetzt werden[1].

Ein solches Verfahren, das nur dreierlei, nicht spät reifende, der Lage des Weinbergs gemäß vertheilte Rebarten duldete, mußte einen vorzüglichen Ruf des Weines begründen. Seit etwa 200 Jahren gerieth aber derselbe mehr und mehr in Abnahme. Man legte Rebpflanzungen an ganz ungeeigneten Plätzen an, und der Weinbau nahm in der Folge so überhand, daß sich der Magistrat am 4. Jan. 1731 bei der Regierung über die allzugroße Vermehrung der Weingärten und den „allzuvielen und indistinkten“ Weinbau beklagte, weil viel schlechter und saurer Wein erzeugt werde, den man nur zur Verderbung des bessern gebrauche. Von in Aufnahme gekommenen guten Rebsorten ist der Riesling zu bemerken, den Legationsrath Abel um 1780 mit Erfolg hier anpflanzte. Die sonst anerkennenswerthen Bemühungen des Geh. Raths Bilfinger um Verbesserung des Weinbaues schlugen aber darum nicht gut aus, weil er (um’s Jahr 1750) die manchfaltigsten Rebarten, selbst aus Persien, auch hierher brachte, worunter viele, die unserem Boden und Clima nicht zusagten, und solche, die wohl vielen, aber nicht vorzüglichen Wein geben, namentlich die Putzscheere (Tokayer). Dazu kam, daß zu Ende des vorigen Jahrhunderts bei den damaligen hohen Wein-Preisen der Wälsche (Trollinger) aufkam, der jetzt überall herrscht, zwar in ganz guten Lagen vielen und guten Wein gibt, für mittlere und geringe Lagen aber nicht taugt. Alle diese verschiedenen, nicht zu gleicher Zeit reifenden Traubensorten wurden im bunten Gemische unter einander gepflanzt und zu gleicher Zeit gelesen, und obgleich sie ihrer Natur nach in Schnitt und Düngung eine verschiedene Behandlung verlangten, und ein verschiedenes Wachsthum hatten, doch auf dieselbe Art behandelt. Diese Verkehrtheit mußte der Güte des Weinmosts um so mehr schaden, als man auch in bessern Herbsten das Reife und Halbreife an einem Tag abschnitt und Alles zusammen in dieselbe Bütte warf.

Um auf den gegenwärtigen Zustand des Weinbaues zu kommen, so zeigt sich zwar unter den Weingärtnern ein regeres Streben zu Verbesserungen, wozu sie eines Theils das lobenswerthe Beispiel einiger Weinbergbesitzer, der höhere Preis der bessern Weine,


  1. Aus dem Erzeugniß des herrschaftlichen Weinbergs im Falkert wurde 1583 ein künstlicher rother und weißer Wein bereitet, der unter dem Namen Rapis bekannt und bei Hof sehr beliebt war. Die Halde erzeugte auch sonst einen der besten Weine Altwürttembergs, 1556 auch rothen Burgunder-Wein.
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Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0213.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)