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hauptsächlich nur auf die Thatsache geschlossen werden, daß sich in der Hauptstadt etwa mehr als 1/5 des Gesammt-Capital-Besitzes vereinigt, und daselbst der Capital-Besitz ungleich stärker als jeder andere Vermögens-Besitz vertreten ist. Denn die Voraussetzung, daß die Capitalien wie in anderen Bezirken vorzugsweise in diesen selbst, also in der Stadt und den Weilern angelegt seien, würde nicht zutreffen, da 1851–1852 allein die auf den Namen ausgestellten inländischen Staats-Papiere etwa 9 Millionen betrugen, und also wohl auch der allermeiste übrige Theil in sonstigen württ. und fremden Staats- und anderen Werth-Papieren bestehen wird. Der Capitalien-Besitz Einzelner hat sich wohl vergrößert; das Vermögen der Mehrzahl aber ist nicht in gleichem Verhältnisse größer geworden. Indeß mehrere Handels-Geschäfte und größere industrielle Unternehmungen gut stehen und ihre Arbeiter-Zahl vermehren, kommt der kleine Gewerbsmann, so weit er mit dem großen Capital concurriren muß, immer mehr zurück und verfällt gleich dem seit Jahren schwer geprüften Weingärtner, der ohne sonstige Hilfsquellen kaum leben könnte, nicht selten der Gantliste. Dafür sprechen auch die seit mehreren Jahren anwachsenden Armen-Bedürfnisse, die Vermehrung der Schuldklagen bei dem Stadt-Schultheißen-Amte, deren Zahl 1840 5411, 1841 5197, 1842 4904, dagegen 1850 9390, 1851 10.675, und 1852 9820, und die Klagen auf Execution, welche 1840 2400, 1841 2420, 1842 2360, dagegen 1850 5300, 1851 5580, und 1852 6060 betragen haben.


3. Wirthschaft.

A. Bodenbau und Landwirthschaft.
a. Gewinnung von Mineralien[1].

Von den im I. Abschnitte erwähnten Stein-Arten sind es der feinkörnige und der grobkörnige Keuper-Sandstein, welche vielfach hier und auswärts verwendet werden, und es wird nicht leicht eine andere Markung solche treffliche Bausteine liefern. Allerdings sind auch die Kosten der Abräumung und Ausbeutung der Steinbrüche bedeutend. Der feinkörnige Keuper-Sandstein (Werkstein) findet seines feinen und gleichdichten Kornes wegen immer größere Verbreitung; neuerlich wurde er besonders zu Eisenbahn-Bauten, sowie zur Brücke in Ulm, wo auch das Münster damit restaurirt wird, benützt. Die härteren Schichten des grobkörnigen Keuper-Sandsteins (Stuben-Sandstein) werden zu Bausteinen abgebaut und finden jetzt selbst bei dem Ausbau des Cölner Doms ihre Verwendung. Der Kiesel-Sandstein


  1. Nach Mittheilungen von Stadt-Baumeister Fritz.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0204.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)