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waren, sie ganz von Stein aufzuführen, worauf 1436 der Grundstein zum neuen Bau gelegt wurde, der aber, da die Geldmittel, der Verheißungen einer päpstlichen Ablaß-Bulle von 1463 ungeachtet, spärlich flossen, nur langsam von Statten ging. Im Jahr 1452 wurden die Gewölbe eingesetzt, und erst 1495 war die Kirche, mit Ausnahme der Thürme, vollendet. Nach dem ursprünglichen Bau-Plan sollte die Kirche drei Thürme erhalten: einen großen über der westlichen Façade und je einen kleineren über den Kreuzes-Armen. Dieser Plan kam jedoch, wahrscheinlich wegen der Kosten, nicht zur Ausführung (ungeachtet alle damals gewöhnlichen Mittel hervorgesucht wurden; selbst eines der Frauenhäuser (oben S. 92) mußte jährlich 1 Pfd. dazu beisteuern. Cleß, Landes- und Cultur-Geschichte II. Th. 2. Ab. S. 265). Der südliche kleine Thurm, dessen drei unterste Stockwerke noch aus der Periode des ersten steinernen Baues stammen, wurde 1488 um drei Stockwerke erhöht, 1578 mit einem durchbrochenen steinernen Umgang und neuem, 1798 mit Schiefer gedecktem, Dachstuhl versehen. Der kleinere nördliche Thurm wurde nebst der Schnecken-Treppe kaum bis über die Schiffsgewölbe geführt, und dann mit einem Giebel-Dache bedeckt. Auch der große Thurm auf der West-Seite blieb unvollendet; 1490 begonnen, wurde er 1495 bis zum unteren, 1513 bis zum mittleren, und 1531 bis zu seinem obersten Umgang, auf den man sogleich das Dach setzte, geführt. Seine Höhe bis zum Knopfe beträgt 214 württ. oder 188,7 Par. Fuß. Das fürstliche Gruft-Gewölbe unter dem Chor wurde 1608 auf Befehl des Herzogs Johann Friedrich erbaut, und 1683, weil es an Raum darin gebrach, erweitert. Außer dem bereits genannten Steinmetzen Walther ist unter den Baumeistern der Kirche nur ein Meister Eberlin von Stuttgart, der 1451 und 1456–1467 vorkommt, bekannt; auch von Steinmetzen-Zeichen findet man nur ein einziges, auf einem Wappenschild erhaben ausgehauenes, an einer Thüre des den kleineren Thurm auf der Süd-Seite begleitenden Treppen-Thürmchens (Abg. bei Heideloff a. a. O. 17). Wesentliche Veränderungen am Bau der Kirche kamen später nicht mehr vor. Nur im Innern wurden 1700 und 1701 die Füllungen der Emporen mit Malereien geschmückt, die aber bei einer im Jahr 1840–1842 durch Professor Heideloff vorgenommenen gründlichen Restauration des Innern durchbrochenen hölzernen Brüstungen weichen mußten; auch wurden zu Anfang dieses Jahrhunderts die baufällig gewordenen steinernen Gewölbe des Chors durch hölzerne ersetzt. Einen herrlichen Schmuck erhielt aber die Stifts-Kirche 1841 u. f. durch die Munificenz unseres Königs in den prachtvollen Glas-Malereien,

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Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 178. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0178.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)