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Daches, das mit einem gußeisernen Umgang versehen ist. Das Gerippe dieser Glas-Häuser ist durchaus von Schmied-Eisen, und die Wände und Dächer aus Glas sind doppelt, mit einem 4″ weiten Luftraum dazwischen. Die Erwärmung geschieht durch Wasserheitzung. Von den großen Orangerie-Bäumen, etwa 200 an der Zahl, die 1847 aus Italien kamen, sind hauptsächlich einige Exemplare der großfrüchtigen cytrus decumana hervorzuheben. Von den Seiten-Flügeln ist der rechte zu einem Wintergarten mit den schönsten Blatt-Pflanzen und einem kleinen Bassin mit Wasserfall eingerichtet, indeß die linke Seite eine außerordentlich reiche Sammlung von Camellien und Azaleen, und die Rotunde, mit einem Springbrunnen aus weißem Marmor, nur Warmhaus-Pflanzen enthält, namentlich mehrere Palmen-Arten, Paradies-Feigen, Lianen und andere exotische Gewächse. Nach diesem Allem ist der überdieß höchst gedeihliche, oft üppige Bestand der Pflanzen dieses Gartens, worin wir bereits haus-hohe Bäume treffen, ein sehr reicher. Außer den Orangen sind vorhanden: gegen 7000 Camellien, 3000 Azaleen in 170 Varietäten, 1200 Rhododendren in 140 Arten, 1000 Ericas und Epacris, mehr als 15.000 der schönsten Neuholländer Pflanzen, mehrere tausend Pelargonien von den englischen Fancy und Zonale, 200 Arten Orchideen, gegen 150 Arten Farrenkräuter, etwa 3000 andere schönblühende Warmhaus-Pflanzen; abgesehen von den unzählichen Land- und Topf-Rosen, Zwiebel-Gewächsen und perennirenden Land-Pflanzen.

III. Von Staats-Gebäuden verdienen folgende hervorgehoben zu werden:

Das Kronprinzliche Palais, am Schloß-Platze zwischen der Fürsten- und Kanzlei Straße, 270′ lang, 90′ breit, mit drei Stockwerken von 19–20′ und 13′ Höhe. Der Bau, nach den Planen des Ober-Bau-Raths v. Gaab, im Frühjahr 1846 begonnen und im Jahr 1850 vollendet, ist im römischen Style durchaus von Stein mit flachem Zinkdach aufgeführt. Über der in der Mitte des Avant-Corps befindlichen Einfahrt ist eine auf vier Säulen ruhende Altane angebracht. Rechts und links dieser Einfahrt (Durchfahrt) im Vestibule führen zwei Haupt-Treppen in das zweite Stockwerk. Im Stock zu ebener Erde rechts vom Vestibule des Eingangs ist die Wohnung des Prinzen in sieben Zimmern mit Salon; links befinden sich acht Fremden-Zimmer. Im zweiten Stock (der Bel-Etage), befindet sich in der Mitte der Speise-Saal, an welchem sich links die Räume für Festlichkeiten mit Tanz-Saal anreihen; beide Säle sind in Stuckmarmor ausgeführt. Rechts befinden sich die Wohnräume der Frau Kronprinzessin

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Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 170. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0170.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)