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beschriebenen Galerie aus eine breite Marmor-Treppe, in mehrere Absätze getheilt. Da diese Treppe im Mittelpunkt des Gebäudes liegt, so ist sie durch ein Glasdach erhellt; eine Reihe weißer, jonischer Marmor-Säulen krönt das Treppen-Haus, dessen Rückwände mit allegorischen Figuren, die zwölf Monate des Jahres darstellend, verziert sind. Über dem Austritts-Platz wölben sich drei Kuppeln, die einerseits zum Zugang der Gemächer des Kronprinzen, andererseits zu denen der Frau Kronprinzessin führen. Dieses Stockwerk ist durchaus einfacher gehalten, als die Säle im unteren Stockwerk, doch nicht ohne dem Decorateur Paul Wirth, von dem der größte Theil der Ornamentation dieses zierlichen Gebäudes herrührt, reiche Gelegenheit zur Entfaltung seines schönen Talents gegeben zu haben. Die gegen Süden gelegene Wohnung des Kronprinzen besteht aus sieben Zimmern und Cabinetten, diejenige Seiner Großfürstlichen Gemahlin aus acht Piecen, die nach Osten und Norden zu liegen. Im Attikstock, zu dem zwei Treppen auf beiden Seiten der Haupt-Treppe führen, sind die Gelasse der die hohen Herrschaften umgebenden Personen und das Reservoir, welches das vom Neckar herauf durch ein Druckwerk getriebene Wasser aufnimmt, um, wieder herabfallend, durch vielästige Röhrenleitungen eines Theils sowohl im Gebäude selbst zu dienen, als auch auf seinem weiteren Weg durch mehrere springende Brunnen und Wasserkünste den Garten zu beleben, andern Theils die Gärtnerei und die Gewächs- und Treib-Häuser zu versorgen und endlich für die Wiesenwässerung zu dienen.

Außer der von der Villa aus an dem Weiler Berg vorüberziehenden Fahr-Straße ist neuerlich auf der West-Seite des Hügels eine Zufahrt angelegt worden, welche quer über die Land-Straße und den Nesenbach unmittelbar in den äußeren Königl. Schloßgarten führt.

Der gegen 52 M. große Garten dehnt sich mit allmäliger Abdachung bis zum Mühlcanale bei Berg aus, und bietet, in herrlicher Anlage, die interessantesten botanischen Seltenheiten dar. Er hat großen Theils eine äußerst üppige Vegetation und zerfällt in den oberen und unteren Garten[1]. Der obere, welcher die nächste Umgebung des Schlosses bildet, ist in französisch-italienischem Styl angelegt und zeichnet sich hauptsächlich durch drei geschmackvolle, mit den Reben der herrlichsten Tafel-Trauben überwölbte Säulengänge aus, welche mit mehreren, durch drei Springbrunnen belebten


  1. Angelegt von Hofgärtner Neuner, dessen umfassendere Mittheilungen hier des gedrängten Raumes wegen abgekürzt folgen.
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Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 168. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0168.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)