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Fahrende mit Fußwegen zu beiden Seiten und einigen durch Gebüsche führenden Seitenpfaden. Etwa in der Mitte befindet sich die S. 12 beschriebene Mineralquelle. Von einer links am obern Eingange eingerichtet gewesenen Restauration und Maierei sind nur noch einige Gebäude vorhanden. Nächst diesem Eingange stehen seit 1848 zwei von Hofer in cararischem Marmor ausgeführte colossale Pferdebändiger mit Pferden, welche für jeden Plastiker als classische höchst naturgetreue Modelle dienen können. – Der innere und der äußere Schloßgarten bildet eine Annehmlichkeit, die nicht leicht bei einer Stadt gefunden wird, da man durch sie von Stuttgart bis Berg eine Wegstrecke von 3/4 Stunden im Schatten reiten, fahren und gehen kann. Die Liberalität, welche die Gärten den Stadt- und Land-Bewohnern geöffnet hat, wird auch im vollsten Maße genossen, da dieselben das ganze Jahr hindurch der beliebteste Spaziergang sind.

Von der östlichen Grenze des Schloßgartens zieht der Hauptweg auf das Königl. Landhaus im Park Rosenstein[1], welcher, sowie die damit zusammenhängenden Gärten der prachtvollen (Villa) Wilhelma[2], auf der Markung von Canstatt gelegen ist.

II. Eigenthum von Mitgliedern der Königlichen Familie.

Der auf der südöstlichen Seite der Stadt an der Neckarstraße der Planie gegenüber gelegene Wilhelms-Palast, Eigenthum der Königl. Prinzessinnen Marie, vermählt mit dem Grafen von Neipperg, und Sophie, Gemahlin des Königs Wilhelm III. der Niederlande, wurde von Sallucci erbaut und 1840 vollendet. Er ist 183′ lang, 128′ breit und 80′ hoch, massiv in edeln Verhältnissen aufgeführt; er hat zwei Keller, ein Souterrain und zwei Stockwerke, wovon das obere ein Entresol enthält. Von den beiden Avantcorps hat das vordere in der Mitte einen Balkon, welcher von zwei toscanischen Säulen und zwei Eck-Pfeilern mit Pilastern und Bogen getragen wird; rechts und links vom Balkon sind Auffahrten; innen vor dem Vestibule wird er durch vier gekuppelte toscanische Säulen getragen. Von den vier Sälen ist


  1. Vergl. Beschreibung des Oberamts Canstatt v. 1832 S. 130 ff. Eine nähere Beschreibung des Rosensteins wird nächstens in den Württemb. Jahrbüchern erscheinen.
  2. S. das neuerlich erschienene Werk: „die Wilhelma; maurische Villa Sr. Majestät des Königs von Württemberg“. Von dem Baumeister derselben, L. v. Zanth. Mit Abbildungen; in vier Lieferungen, wovon im Sommer 1855 die erste erschien.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0163.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)