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Hohenheim, wurden herbeigeschafft, und die Alleen anfänglich mit schon erwachsenen wilden Kastanienbäumen besetzt, welche auf der Solitude mit Wurzel-Ballen ausgegraben und auf Blockwagen herbeigebracht wurden. Der Garten hat ein oberes und zwei untere, mit ausländischem Geflügel besetzte, Bassins, welche aus dem oben erwähnten Canal des Nesenbaches mit einem Wasser gespeist werden, das indessen weder erfrischend noch schön genannt werden kann. Durch die Mitte des Gartens führt eine gerade, breite, schattenreiche Allee, welche oben mit Platanen, unten mit Kastanienbäumen besetzt ist, und auf deren beiden Seiten Wege für Reitende und Fahrende gehen, indeß rechts und links angenehme Fuß-Pfade durch grünende Rasen und blüthenreiche, malerisch gruppirte Gebüsche führen. Im Blumengarten stehen zwei Gewächshäuser mit Einrichtungen zur Blumentreiberei. Sommers wird um das obere Bassin die Orangerie aufgestellt, deren stärkste Exemplare noch aus dem Pomeranzenhause des Herzogs Christoph (S. 124) stammen, die schlanken großen aber vor etwa 100 Jahren in Italien angekauft worden sind. Diese 1817 aus Ludwigsburg übersiedelte Orangerie wird in dem längs der Ludwigsburger Straße 1818 erbauten großen Gebäude überwintert, das von einem Gemüsegarten für die Hof-Öconomie und zwei kleinen Treibhäusern zur Gemüsetreiberei umgeben ist. Am untern Ende des inneren Gartens stehen Wachthäuschen, gewöhnlich mit Militär-Posten besetzt. An Kunstgegenständen enthält der Garten ein über dem Wassereinfluß des oberen Bassins angebrachtes Nymphenpaar, von Dannecker componirt und von Distelbarth in, auf der Stadt-Markung gebrochenem, feinem Keuper-Sandstein colossal ausgeführt, und seit 1854 mehrere von Hofbildhauer von Hofer in cararischem Marmor nach Antiken ausgeführte mythologische Statuen. In dem unteren Rondel zwischen den beiden untern Bassins steht eine von demselben Künstler aus demselben Material gearbeitete, 1850 aufgestellte Hylasgruppe. 1

Der äußere Schloßgarten, von dem inneren nur durch die von der Canstatter auf die Ludwigsburger Staatsstraße führende Quer-Straße getrennt, bestand ursprünglich aus zum Theil sumpfigen Wiesen, Äckern und Weingärten, die theilweise Privat-Eigenthum waren. Die noch bestehende Platanen-Allee wurde zwar schon 1812 angelegt; aber erst unter der jetzigen Regierung, 1817 und 1818, nachdem noch bedeutende Grundstücke angekauft worden, ward der übrige Theil geschaffen und gleichfalls dem Publikum übergeben. Durch den in einfacherem Style gehaltenen Garten führt die schon erwähnte Haupt-Allee in gerader Linie für Reitende und

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Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0162.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)