Seite:OAStuttgartStadt0146.png

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Fenster und glatte Wände bis auf die Eck-Pfeiler, die mit Quader-Fugen durchzogen sind. Der südlichen Seite endlich legen sich, wie der nördlichen, in der Mitte ein Avant-Corps und gegen Osten und Westen zwei Seiten-Flügel vor. Diese beiden Vorsprünge haben je vier rundbogige Fenster und Eckwand-Pfeiler mit Quader-Fugen. Der mittlere Vorsprung, ein Treppen-Haus, an das sich rechts und links ein kleiner Rundbau anschließt, ist dreistockig, und hat wie das Arrière-Corps viereckige Fenster und Thüren. Die Eckwand-Pfeiler und Pilaster zwischen den Fenstern und Thüren haben Quader-Fugen und auf der Attika stehen steinerne Vasen. Obgleich das Schloß nicht einen, sondern mehrere Bau-Meister hatte, sich auch mehrere Stylarten der damals in Deutschland so verbreiteten Bauweise daran erkennen lassen, so entbehrt dasselbe dennoch durchaus nicht einer gewissen Harmonie der Gesammt-Anlage, wie es auch in seinen Verhältnissen das Gepräge des Großartigen trägt und in der Ausführung den besten Geschmack jener Zeit verräth. 1

Treten wir unter dem Portikus des Haupt-Gebäudes durch das aus drei großen Flügel-Thüren bestehende Haupt-Portal in das Innere, das durch beide Stockwerke in zwei mit einander parallel laufende Reihen von Zimmern eingetheilt ist, so nimmt uns hier eine sehr helle und geräumige, aus mehreren Abtheilungen bestehende Vorhalle auf, die, sammt dem Platz vor der großen Treppe, durch die reiche Abwechslung architektonischer Formen und die interessante Zusammenstellung von Bögen und architravirten Gesimsen, gekuppelten Säulen und Pfeilern von dorischer und jonischer Ordnung, gewölbter und flacher Decken sehr hübsche perspektivische An- und Durchsichten darbietet. Die früher weißgeputzten Wände und Decken wurden 1853 mit passendem farbigem Schmuck und Vergoldung nach den Angaben und unter der Leitung des Hof-Bau-Meisters Knapp verziert. Die von hier aus in den oberen Stock führende Frei-Treppe wird die Marmor-Treppe genannt, weil die Wände des Treppen-Hauses wie die Ruhe-Bänke mit grünlichem, röthlichem und schwarzgeflecktem Marmor bekleidet sind. An den Wänden laufen Pilaster mit korinthischem Kapitäl empor, auf denen das überreich verzierte Haupt-Gesims ruht, über dem unter der Decke eine Reihe Nischen und gegen Osten und Westen große Zier-Schnörckel mit sinnbildlichen Figuren zum Vorschein kommen. Auf der Ruhe-Bank stehen in einer Nische um einen Kandelaber gruppirt zwei antik drappirte weibliche Figuren, ein Werk Dannecker’s (oben S. 106). Darüber sieht man auf einem Gesims die Büste des Herzogs Carl Eugen von Württemberg in carrarischem Marmor, von Le Jeune. Das trefflich in Öl

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0146.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)