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überlebensgroße Figuren. Das Giebelfeld, durch welches das Avant-Corps nach oben abgeschlossen wird, enthält in hübscher Relief-Darstellung das württembergische Wappen, auf der einen Seite von einer sitzenden Pallas mit dem Ölzweig in der Hand und einer neben ihr mit Blumen tändelnden Kinder-Gruppe, auf der andern von einem ruhenden Mars und einer andern mit Kriegs-Geräthschaften spielenden Kinder-Gruppe umgeben; eine Allegorie, die sich in den, auf der Verdachung des Giebels freistehenden, Figuren mit dazwischen angebrachten Trophäen wiederholt. Das Dach hat die Form einer von einem vergoldeten Geländer eingefaßten Kuppel, über die sich die kolossale, gleichfalls vergoldete, Königs-Krone erhebt, die 1806 an die Stelle eines Kurfürsten-Huts trat. Der große ansehnliche Hof ist auf seiner offenen Seite gegen den Schloß-Platz durch Ketten abgegrenzt, welche nur drei Einfahrten frei lassen und an steinernen Postamenten hängen, auf denen Kandelaber stehen. Den Haupt-Eingang bewachen auf vierseitigen Pfeilern die Schildhalter des Königlichen Wappens: ein Hirsch und ein Löwe, nach den Modellen Isopi’s in der Gießerei zu Wasseralfingen 1823 aus inländischem Eisen gegossen. 1

Die Nord-Seite des Schlosses bildet für sich ein architektonisches Ganzes von großem Reiz. Sie besteht aus einem Avant-Corps in der Mitte und zwei, die beiden Arrière-Corps flankirenden, ziemlich weit vorspringenden Seiten-Flügeln. Der mittlere Vorsprung mit seinen abgeschrägten Seiten-Flächen hat im Erd-Geschoß, zu dem eine breite Frei-Treppe führt, drei rundbogige Eingänge, im zweiten Stock einen von hübsch verzierten Kragsteinen getragenen Balkon, und darüber einen Giebel, in dessen geräumigem Feld man eine allegorische Relief-Darstellung des Frühlings und Sommers in weiblichen Figuren mit lieblichen Kinder-Gruppen sieht. Auf der Verdachung des Giebels stehen runde Figuren, die einen ähnlichen Gedanken, wie den in dem Tympanum dargestellten, versinnlichen sollen. Der nordöstliche und nordwestliche flügelartige Vorsprung, von welch letzterem aus ein Gang in das Theater führt, haben gegen Norden drei miteinander verbundene Rundbogen-Fenster, daneben, durch Wandstreifen mit Quader-Fugen getrennt, je ein Fenster im Stichbogen und Eckwand-Pfeiler mit Quader-Fugen. Die anderen architektonischen Theile sind dem Style des Ganzen analog durchgebildet. Die Ost-Seite des Schlosses ist weniger ansprechend. Dem Haupt-Gebäude legt sich hier ein Avant-Corps und diesem das Treppen-Haus, das unter dem Kranz-Gesims mit dem en relief ausgeführten Königlichen Wappen geschmückt ist, vor. Die beiden Vorsprünge gegen Norden und Süden haben sechs rundbogige

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Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0145.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)