Seite:OAStuttgartStadt0143.png

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Paul (nachmaligen Kaisers) von Rußland im J. 1782, wo der linke Flügel ausgebaut wurde, indeß der abgebrannte rechte erst 1791 wieder begonnen ward. Seine Vollendung verdankte das Schloß indessen erst dem König Friedrich, welcher 1805–1807 unter der Leitung Thourets den inneren Ausbau des rechten Flügels, sowie der übrigen noch nicht vollendeten Theile des Baues vornehmen ließ. Das Schloß stößt gegen Nord-Osten an den Königl. Hofgarten, gegen Süd-Osten an die Akademie-Gebäude; seine Süd-West-Seite mit der reizenden Aussicht auf die Planie wird von einem hübsch angelegten Garten eingeschlossen, und gegen Nord-Westen breitet sich vor ihm der umfangreiche großartige Schloß-Platz aus. Das Ganze besteht aus drei Theilen: dem Haupt-Gebäude oder Corps de Logis, und zwei Seitenflügeln, die wie jenes nach Norden und Süden vorspringen und dadurch Gelegenheit zur Aufführung mehrerer einzelner, von der Vorderseite des Haupt-Gebäudes verschiedener Façaden boten, die, ohne den Gesammt-Eindruck zu stören, dem Ganzen eine große Manchfaltigkeit der Ansichten verleihen. Das Haupt-Gebäude mißt auf seiner Hinter-Seite 600, auf der Vorder-Seite aber gegen den Schloß-Hof, gleich wie die beiden Flügel, 300 Fuß. Der Durchschnitt des Corps de Logis, sowie der Flügel und Vorsprünge beträgt 70′, so daß die Flügel gegen den Schloßhof eine Façade von 140′ Breite haben. Nach dem ursprünglichen Plane sollten sich diese Flügel in langen Galerien fortsetzen und in je einem großen Eck-Gebäude, wovon das eine zum Opern-Haus, das andere zur Haupt-Wache bestimmt gewesen, endigen. Das Schloß hat, das Erd-Geschoß mit eingerechnet, drei Stockwerke, deren drittes aber auf allen Seiten in Mansarden besteht, mit Ausnahme der Seite gegen den Schloß-Hof, wo dieselben mit geraden Stöcken und Attiken darüber wechseln. Unter allen Gebäude-Theilen befinden sich Sous-Terrains, die zum Theil zu Magazinen benützt werden. Auf sämmtlichen, in Zwischenräumen durchbrochenen Attiken sowohl, als auf den Verdachungen der Frontons, sind verschiedene, von Kinder-Engeln, Trophäen und anderen Attributen begleitete Statuen, allegorisch die fürstlichen Tugenden und Eigenschaften zu versinnlichen bestimmt, von italienischen Steinhauern ausgeführt, aufgestellt. Das ganze Gebäude ruht durchaus auf einem Pfahlroste, ist aus glattbehauenen Sandsteinen, die in den Eßlinger Bergen und in der Reinsburg gebrochen wurden, gearbeitet und hat einen sehr glücklichen und ganz gleichen Farbenton. Das ziemlich flache Dach ist mit Schiefer bedeckt. Die Fenster sind, mit Ausnahme derer in den Vorsprüngen, die rundbogig, und derer der Südseite, welche horizontal bedeckt

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0143.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)