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von Finanz-Überschüssen aus den 1830–40r Jahren für Staats- und öffentliche Zwecke theils neu errichtet, theils bedeutend erweitert wurden, als da sind: das Gebäude des Staats-Archives und der Naturalien-Sammlungen, das Museum der bildenden Künste, das Münz-Gebäude, die Real-Schule, die polytechnische Schule, das Gymnasium, die Canzlei an der Königs-Straße, die Infanterie-Kaserne, die Kavallerie-Caserne vor dem Königs-Thor, das Stadtgerichts-Gebäude, mehrere Pfarr-Wohnungen, die ständischen Gebäude etc. Im Ganzen kann man wohl behaupten, daß die Stadt seit Anfang dieses Jahrhunderts auf das Doppelte sich erweitert hat. Es bleibt aber zu bedauern, daß hiebei, wie mehrere neue, krumme und schiefe Straßen-Anlagen beweisen, nicht selten blos das Bedürfniß des Augenblickes berücksichtigt und daher Manches ausgeführt wurde, was zumal wegen der Unregelmäßigkeit der alten Stadt einem schöneren Erweiterungs-Plane für immer im Wege steht. Auch wird noch lange zu beklagen sein, daß die öffentlichen Brunnen innerhalb der Straßenbahnen gebaut wurden und größere und kleinere Häuser-Vortreppen noch immer die Fußwege vielfach unterbrechen. An den neuangelegten Straßen werden zwar die Häuserreihen nicht mehr zusammenhängend, sondern mit offenen Zwischenräumen und Einfahrten gebaut; nicht minder bleibt aber im Interesse der Feuer-Sicherheit, sowie der Annehmlichkeit und Gesundheit der Wohnungen zu wünschen, daß künftig mehr als bisher auf die Erhaltung grüner Plätze oder Gärten hinter den Häusern innerhalb der einzelnen Quartiere (Stadt-Viertel) von Seite der Bau-Polizei Bedacht genommen und die Anhäufung von Hinter-Gebäuden vermieden werde.

Von überwölbten Stadt-Thoren ist, nachdem das Büchsen-Thor in neuester Zeit abgebrochen worden, nur noch das Königs-Thor vorhanden, da solche durch Schranken mit angebauten Wach- und Thorwart-Häuschen, namentlich an der Friedrichs-, Tübinger-, Wilhelms-, Charlotten- und Neckar-Straße ersetzt worden, welche nach einem Vertrage von 1835 auf gemeinschaftliche Kosten des Staats und der Stadt zu erhalten sind.

c. Das Aussehen der Stadt

ist freundlich und der schon erwähnten Mängel ungeachtet, welche parallele und geradlinige Straßen-Anlagen mehrfach verhinderten, im Ganzen nicht unregelmäßig, da wenigstens die ehemalige obere Vorstadt und mehrere neue Stadt-Theile in der Regel von Querstraßen rechtwinklicht durchschnitten sind. Seit den neueren Verschönerungen kann Stuttgart mit seinen Umgebungen vielmehr den schöneren

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Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0139.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)