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Stadt, mit den Wohnungen der meisten mittleren Industriellen; indeß die Weingärtner und Tagelöhner vorzugsweise in der Weberstraße und ihren Seitengassen, dem sogenannten Bohnenviertel, sich niedergelassen haben. – Von den zur Stadtgemeinde gehörigen Ortschaften liegt das freundlich-ländliche Heslach mit Böhmisreute malerisch zwischen Weinbergen, Obstgärten und Waldungen in einer Verengung des Thales am Nesenbach, südwestlich etwa 1/4 Stunde von Stuttgart. Gablenberg ebenfalls sehr malerisch von Wein- und Obst-Gärten umgeben, liegt östlich 1/2 Stunde von Stuttgart, in einer Einsenkung der Eßlinger-Berge, die sich nördlich gegen das Neckarthal öffnet; Berg endlich, mit seinem städtischen Äußern, liegt am Neckar, 1/2 Stunde nordöstlich von Stuttgart, und bietet von der Höhe, worauf die Kirche steht, eine höchst reizende Aussicht in das Neckarthal.

3. Stuttgart ist die Haupt- und Residenzstadt des Königreichs; auch hat es das Prädicat einer guten Stadt. Es ist der Sitz der Landesrepräsentation und sämmtlicher Ministerien und Centralbehörden des Staats, auch aller Mittelstellen, mit Ausnahme der Kreisgerichtshöfe und Kreisregierungen. Seine Garnison unter einem Gouverneur besteht dermalen aus der K. Leibgarde zu Pferd, den Feldjägern, einer Abtheilung Artillerie, einem Reiter-Regiment und drei Infanterie-Regimentern. Außer den unten zu erwähnenden Bezirksbehörden des Stadtdirectionsbezirkes haben auch alle Bezirksbehörden des Amts-Oberamts Stuttgart hier ihren Sitz.

4. Beschaffenheit der Stadt. Einer Darstellung der Gegenwart mag ein kurzer Überblick der allmäligen Ausbildung einleitend vorangehen.

a. Ältere Baulichkeiten.

Der Kern des Ortes, dem dieser wenigstens seine Vergrößerung zu danken hatte, war die Burg (das alte Schloß), deren Lage zwischen der nördlich und südlich an sie anstoßenden Stadtmauer wirklich auch zu Deckung der (alten) Stadt sich eignete, da diese Seite es war, von welcher sie in älteren Zeiten angefochten wurde. Die Zeit der Erbauung läßt sich nicht genau ermitteln. Im Jahre 1286 stellte Graf Eberhard der Erlauchte in Stuttgart eine Urkunde aus, und als König Rudolph I. in demselben Jahre die Stadt belagerte, muß es die Burg, gegen welche der Sage nach der Angriff zunächst gerichtet war, gewesen sein, die den kräftigen Widerstand möglich gemacht hat. Die Colmar’schen Annalen sprechen

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Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0113.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)