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Vorfahren in den schlichteren, im Mittelalter entstandenen, Trinkstuben je mit zwei geschworenen Stubenmeistern, ihr Vergnügen. Jede Zunft hatte ihre Trinkstube, desgleichen die Armbrust- und Büchsen-Schützen (1558) und die Weingärtner (1625). In der „Bürgerstube“ auf dem Rathhause kamen die Magistratsmitglieder, fürstlichen Räthe und andere angesehenere Einwohner zusammen, und verwahrten die Stubenmeister (1610) außer 50–60 silbernen Trinkgeschirren „die ganze silberne Stute, oder der Stadt Willkomm.“ Zwei Stadtküchenmeister (1507–1574) besorgten bei größeren Schmäusen die Einkäufe, indeß der „Stubenknecht“ die Gäste bediente. Noch jetzt, nachdem die Trinkstuben in den Wirthshäusern längst vollends aufgegangen, ist bei der Mehrzahl der Besuch der Wein- und Bier-Häuser Sitte, da hier Jeder des Abends seine Gesellschaft findet, indeß die Kaffeehäuser seltener besucht werden. Der häusliche Theetisch, um welchen sich im Norden auch die mittleren Stände versammeln, ist den Eingeborenen fast ganz unbekannt, und ein offenes Haus wird nur von Wenigen gehalten. Jene gesellige Unterhaltung hat sich jedoch schon seit längerer Zeit theilweise durch Kunst und Wissenschaft veredelt. Die hierher gehörigen Privatgesellschaften sind: das ältere sog. obere Museum (Canzleistraße Nro. 11) für wissenschaftliche und gesellschaftliche Unterhaltung gebildeter Männer, 1806, beziehungsweise 1816 aus der zuvor erwähnten Lesegesellschaft entstanden. Die Mitgliederzahl war Ende 1852 959. Der Beitrag ist für die ordentlichen und außerordentlichen Mitglieder 1. Classe 16 fl.; die außerordentlichen Mitglieder 2. Classe haben monatlich 2 fl. zu entrichten. Die Einnahmen wie die Ausgaben waren 17.000 fl. Die Gesellschaft besitzt drei Gebäude mit 58.500 fl. Brandvers.-Anschlag, einen Garten (die Silberburg) und zu 12.530 fl. angeschlagene Mobilien. Die Schulden betragen in den Mitgliedern zustehenden Verschreibungen von 100 fl. 51.000 fl. Es liegen 85 deutsche, 6 französische und 4 englische Zeitschriften auf, von welchen, wie auch von der sehr bedeutenden Bibliothek die Fachwissenschaften ausgeschlossen sind. Winters finden in den hübschen Sälen Bälle, Concerte, wissenschaftliche Vorlesungen und andere Unterhaltungen statt; Sommers wird weniger die gute Restauration im Gesellschaftshaus, als die Silberburg besucht. Die 1824 gegründete Bürgergesellschaft bietet in dem 1834 mit dem Gasthofe zum König von Württemberg erworbenen Nebengebäude einen Vereinigungsort für den hiesigen Bürger- und Gewerbe-Stand zu geselliger (und literarischer) Unterhaltung. Die Zahl der ordentlichen und außerordentlichen Mitglieder mit einem beiden Kategorieen

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Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0096.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)