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Epidemie fällt in den Winter 1848–1849; sie begann im Okt., erreichte ihre Höhe im Nov. und verschwand im Jan. wieder. Seither hat aber der Keuchhusten nicht mehr ganz aufgehört; er zeigte sich immer noch in vereinzelten Fällen, und von 1848–1853 brachte der Herbst immer wieder eine kleine Zunahme der Erkrankungen. Der Charakter des Keuchhustens ist im Allgemeinen ein sehr gutartiger gewesen.

Mit dem Keuchhusten ist eine andere Gruppe von Krankheiten wieder in den Vordergrund getreten, nämlich die fieberhaften Ausschläge der Kinder, Scharlach und Masern. Es ist, als ob die Keuchhustenepidemie 1845 das Signal gegeben hätte zu neuen Einbrüchen von akuten Exanthemen; die Epidemie von 1848 war aber der unmittelbare Vorläufer einer weitverbreiteten Masernepidemie. In den J. 1801 und 1814 hatten die Masern hier sehr bösartig geherrscht; in jenem Jahre unterlagen ihnen 101, in diesem 180 Individuen. Weniger verheerend zeigten sich die Epidemieen von 1805, 1821–1822 und 1827. Ausgedehnter, als alle genannten, war die Epidemie des Frühjahres 1833; sie fiel mit der Grippe zusammen, und es erkrankten gegen 5000 Personen; davon starben 131, also etwa 2,6 Proz. Kleinere Epidemieen fielen in den Herbst 1837, in’s Frühjahr 1843, in den Juni 1847. In größerer Verbreitung erschienen die Masern wieder von Herbst 1849 bis Frühling 1850. Wie im vorhergehenden Winter der Keuchhusten, so griffen in diesem die Masern epidemisch um sich und erreichten ihren Höhepunkt gleichfalls im November. Die Epidemie wiederholte sich in ähnlicher Verbreitung und während derselben Monate von 1852 auf 1853. Diese neuesten Epidemieen stehen nicht isolirt; seit mehreren Jahren durchwandern die Masern nicht nur Württemberg, sondern einen großen Theil Deutschlands und überhaupt des westlichen Europa’s. In St. haben sie sich bei ihren letzten Epidemieen sehr gutartig gezeigt; es sind nur wenige Todesfälle vorgekommen, und diese wurden durch Complikationen, namentlich Lungenentzündungen, herbeigeführt.

Der Scharlach erschien zum ersten Male wieder nach längerer Pause im Sommer 1846. Er hatte in den drei ersten Jahrzehnden des Jahrhunderts sehr oft epidemisch geherrscht; so 1807, 1814, 1818, 1821, 1824, 1825 und 1830. Auch in den zwischenliegenden Zeiten fehlte er keineswegs und zeigte geringere Steigerungen besonders 1827, 1829, 1831 und 1833. Et raffte in diesen Jahren sehr viele Kinder weg. Aber von 1833–1846 machte er eine sehr lange Pause; in diesem Zwischenraume waren nur ganz vereinzelte Fälle vorgekommen. Von Aug. bis Dez. 1846

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 84. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0084.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)