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6117 Fällen und 13 Proz. aller Erkrankungen vergleicht. Aber gerade an diesem Punkte zeigt es sich wieder, daß aus den Ergebnissen des C.-Hosp. blos beschränkte Schlüsse gezogen werden dürfen. Es fehlen hier die Kinder und älteren Leute, bei denen Katarrhe und Lungenentzündungen so häufig vorkommen; dagegen überwiegt die Stufe von 20–30 Jahren, welche zu typhösen Erkrankungen besonders disponirt ist. Unter den 5771 Kranken, welche die Listen der Armenärzte vom Jan. 1852 bis Sept. 1855 aufweisen, befinden sich 1163, welche an Lungenkatarrh, 212, welche an Lungenentzündung erkrankt waren. Dies ergibt für jene 20,1 Proz., für diese 3,6 Proz. aller Erkrankten. Die typhösen Fieber hatten in den Armendistrikten nur 228 Kranke oder 3,9 Proz. ergeben. Also wiegen schon die Lungenentzündungen beinahe diese Fieber auf; aber Lungenkatarrhe und Lungenentzündungen zusammen betragen 1375 Fälle, oder 23,7 Proz.; ihr bedeutendes Übergewicht ist also auf’s Deutlichste ausgesprochen. Dieses Resultat ist zwar nur einem begrenzten Gebiete entnommen; aber es beruht auf der Vergleichung aller Altersclassen. Es wird durch die Todtenlisten der Stadt bestätigt. Gegenüber von 200, welche vom Jan. 1852 bis Okt. 1855 an Typhus starben, stehen 446 Todesfälle durch Lungenentzündung; diese betragen 11,1, jene nur 4,9 Proz. der sämmtlichen Gestorbenen. Nach allen diesen Thatsachen ist man gewiß berechtigt anzunehmen, daß die akuten Krankheiten der Athmungsorgane und vorzüglich die Lungenkatarrhe in St. über alle anderen akuten Erkrankungen, und namentlich über die typhösen Fieber das Übergewicht behaupten. Unsere Stadt weicht in dieser Beziehung nicht von den Gesetzen ab, welche im Allgemeinen für die Gesundheitsverhältnisse der nördlichen gemäßigten Zone gelten. Wenn in St. die einheimische Brechruhr ihre größte Ausbreitung in den wärmsten Monaten, im Juli und Aug., erreicht, so kommt dagegen die geringste Zahl von Lungenkatarrhen und Lungenentzündungen auf den Monat Juli, welcher sich vor allen anderen durch hohe Temperaturen auszeichnet. Es erhellt hieraus, daß die letzteren der Entwickelung jener Lungenkrankheiten nicht günstig sind; aber auf der anderen Seite werden diese durch niedere Temperaturen nicht ausschließlich befördert. Die kältere Jahreshälfte (von Nov. bis April) bietet allerdings im Allgemeinen viel größere Zahlen derselben dar, als die wärmere (vom Mai bis Okt.). Von 1852–1854 kamen in den Armendistrikten 865 Fälle von Lungenkatarrh und 148 von Lungenentzündung vor. Davon fallen in die wärmere Jahreshälfte 253 und 55, in die kältere 612 und 93 Fälle der genannten Krankheiten. Die 353 Todesfälle durch Lungenentzündung, welche

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Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 81. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0081.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)