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die Wechselfieber häufig vor. Jetzt, nach Entfernung dieser stehenden Wasser, stammen die Wechselfieberkranken, welche im C.-Hosp. zur Behandlung kommen, hauptsächlich aus Werkstätten des benachbarten Berg.

Geringere Grade von Kropf sind in St., wie an den meisten anderen Orten, nicht selten. Unter 1000 Conscriptionspflichtigen mußten 40 wegen Kröpfen ausgeschlossen werden. Dagegen fehlen in St. jene verschiedenen Formen und Stufen von cretinischer Verbildung des Knochensystems und des Gehirns, welche in mehreren Gegenden Württembergs einheimisch und öfters mit starker Kropfbildung combinirt sind. Man darf daher wohl behaupten, daß St. von endemischen Krankheiten unserer Klimate, sowohl von fieberhaften als von chronischen, unberührt ist.

Gegenüber von dieser Immunität herrscht vielfach die Ansicht, daß St. von einer epidemischen Krankheit, von dem sogenannten Schleim- und Nerven-Fieber viel häufiger als andere Orte heimgesucht werde. Man hört nicht selten behaupten, St. sei zu diesen typhösen Krankheiten durch seine eingeschlossene Lage, durch seine wenig bewegte Atmosphäre ganz besonders disponirt. Es soll hier untersucht werden, ob diese Ansicht von der krankhaften Disposition St.’s in der Wahrheit begründet ist.

Unter 42.015 Kranken des C.-Hosp. waren von 1831–1855 1272, welche an den höheren Graden des typhösen Fiebers, am Typhus oder Nervenfieber, litten. Dies beträgt 3,02 Proc. der ganzen Krankenzahl. Um aber einen vollständigen Überblick zu bekommen, müssen noch diejenigen Fälle hinzugerechnet werden, welche in den Tabellen des C.-Spitals unter der Rubrik: gastrisches Fieber aufgezählt sind. Von diesen waren es in 24 Jahren 4845, also 11 Proc. Im Ganzen gehörten also 6117 Fälle unter die Kategorie der typhösen Fieber, welche sowohl die leichteren gastrischen oder Schleim-Fieber, als die schwereren, die Nerven-Fieber oder Typhen umfaßt; diese Fälle betrugen zusammen nicht weniger als 14 Proc. aller Erkrankten. Von den Gestorbenen aber gehörten über ein Viertheil diesen Fiebern an. Diese Zahlen sind allerdings sehr bedeutend, und offenbar hat die Gewohnheit Mancher, aus den Ergebnissen des C.-Hosp. auf die Verhältnisse der ganzen Stadt zu schließen, vorzüglich zu der falschen Meinung von der Entwickelung der Typhen in St. geführt. Indeß gestalten sich die Zahlen ganz anders, wenn man die ganze Stadt und alle Classen der Bevölkerung gleichmäßig berücksichtigt. Im C.-Hosp. überwiegen gerade diejenige Altersstufe und diejenige Classe, welche der typhösen Erkrankung am Meisten ausgesetzt sind, nämlich

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Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0076.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)