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wesentlich verschiedene Abschnitte, nämlich in die eigentliche Stadt und in die Weiler. Von den letzteren schließt sich Heslach durch seine Lage und durch die Beschäftigung seiner Einwohner noch am Meisten an die eigentliche Stadt, und zwar an ihre unteren, von niederen Classen bewohnten Distrikte an. Gablenberg ist schon etwas weiter entfernt, und seine größtentheils arme Bevölkerung hat oft ihre eigenen Epidemieen gehabt. Berg endlich weicht durch seine Lage am Neckar wesentlich von St. ab. Was daher von den Gesundheitsverhältnissen St.’s berichtet wird, das ist ganz oder zum größten Theile auf die Stadt für sich zu beziehen.

Es entsteht hier vor Allem die Frage, wie sich St. in Bezug auf jene Krankheiten verhält, welche an bestimmte Lokalitäten gebunden sind, nämlich in Bezug auf Wechselfieber und auf Kropf und Cretinismus.

Ächte Wechselfieber, insbesondere andertägige Fieber, gehören in St. zu den großen Seltenheiten. Wo sie zur Behandlung kommen, sind es fast immer auswärtige, eingeschleppte Krankheitsfälle. Während 24 Jahren, von 1831–1855, wurden im C.-Hosp. nur 225 andertägige Fieber behandelt bei einer Gesammtzahl von 42.015 Kranken. Dies beträgt auf 1 Jahr 9,3 Kranke und 0,5 Prozent aller Erkrankten. Es scheint, daß nur in einzelnen Jahren die Wechselfieber weniger selten auftreten; so kamen 1834–1835 im C.-Hosp. 31 Fälle von andertägigem Fieber zur Behandlung, und auch in den folgenden Jahren, bis 1840, war die Zahl dieser Fieber etwas gesteigert. Die lokalen Verhältnisse St.’s scheinen die Entwickelung der Wechselfieber im Allgemeinen nicht zu begünstigen. Früher, als die Stadt von den S. 17 erwähnten Seen auf der nordöstlichen Seite begrenzt war, kamen in den entsprechenden Stadttheilen, z. B. in der Seegasse (jetzt Friedrichsstraße),


    wären. Da dieselben fehlen, so bleiben nur Angaben über einzelne Bruchtheile des ganzen Beobachtungsgebietes übrig. In dieser Hinsicht gewähren insbesondere die Ergebnisse des unten zu beschreibenden Catharinenhospitals (C.-Hosp.) die wichtigsten Anhaltspunkte. Sie sind seit mehr als 30 Jahren im Correspondenzblatte des württ. ärztlichen Vereins enthalten; von den J. 1828–1833 hat G. Cleß eine umfassende Übersicht (Medicinische Statistik der inneren Abtheilung des C.-Hosp. in St. 1841) herausgegeben. Da übrigens diese Ergebnisse sich hauptsächlich auf die meist in einem Lebensalter von 20–80 Jahren stehenden Dienstboten und Handwerksgehilfen beschränken, so hat der Verf. die Krankheitsübersichten des unten zu erwähnenden Instituts der Armenärzte mitbenutzt, welche zwar nur auf die Kranken in den niederen Classen sich beziehen, aber doch alle Altersstufen umfassen und groß genug sind, um bestimmte Schlüsse zu erlauben. Außerdem hat der Verf. seine eigenen Erfahrungen, die S. 62 erwähnten Schriften von Cleß und Schübler und von Plieninger und die Todtenregister benützt. Vergl. auch G. Cleß, Geschichte der Schleimfieber-Epidemieen in St. von 1783–1836. Stuttg. 1837.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0075.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)