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charakteristische Besonderheiten sich mit der Zeit verwischen. Die schwäbische Abstammung verräth sich auch in der Sprache; sie ist durchgängig, wenigstens zu Hause und im Familienkreis, die weiche schwäbische Mundart, welche es mit der richtigen Aussprache von ä, e, ö, d und t nicht genau nimmt, auch die Endsilben gerne verstümmelt oder verschluckt und das Diminutiv gerne gebraucht. In gebildeten Kreisen aber, besonders wenn Fremde anwesend sind, wird öfter auch gut Deutsch gesprochen, doch so, daß z. B. statt ist „ischt“, statt Tod „Dot“, statt Ehre „Ähre“ den Schwaben charakterisirt. Und zwar geschieht dies nicht etwa bewußtlos, sondern vorsätzlich und mit einem gewissen Selbstgefühl, weil man den Schwaben nicht verläugnen will; ja in Kirchen und Schulen wird es ebenso getrieben, und nur die höchsten Stände machen hievon eine Ausnahme. Dagegen muß aber auch angeführt werden, daß jene nichts besagende Suada und Phraseologie, welche man in andern deutschen Ländern correkter Mundart so häufig hört, hier nicht getroffen wird, daß im Gegentheil eine gewisse ehrenhafte Kürze und Gediegenheit des Ausdrucks zu bemerken ist.

2. Physische Eigenschaften.
a. Körperbau.

Der Menschenschlag ist durchschnittlich kräftig und gesund, ja mitunter schön zu nennen, und man begegnet hier mehr als in vielen anderen Städten schönen Frauen und Kindern, blühenden Jünglingen und kräftigen Männern. Die nur selten vorkommenden verkümmerten Personen gehören meist solchen Classen an, wo Unreinlichkeit und Schmutz, Verkommenheit und geringe Nahrung oder übertriebene Arbeit eine Rolle spielen.

In Betreff der Körpergröße ergab sich in den Jahren 1829–33[1], daß die militärpflichtige Mannschaft durchschnittlich 5′ 8,35″ württembergisches Maß hatte, also etwas weniger als im Oberamtsbezirk Stuttgart, wo es 5′ 8,62″ betrug; unter 1000 waren 275 (in Rottweil 382, in Maulbronn 145), welche über 6′, und 91, welche unter 5′ 5″ maßen.

b. Herrschende Krankheiten[2].

Stuttgart zerfällt in Bezug auf seine gesundheitlichen Verhältnisse, wie in Bezug auf seine allgemeine Eintheilung, in zwei


  1. S. Württ. Jahrbücher für 1833. 1. Heft. S. 371.
  2. Von Professor Dr. Otto Köstlin. Derselbe bemerkt, daß, um die Gesundheitsverhältnisse eines Ortes in der rechten Weise zu schildern, eigentlich langjährige statistische Übersichten der daselbst aufgetretenen Krankheiten erforderlich
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Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0074.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)